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Teure Raststätten Wie dreist an Autobahnen abkassiert wird

Wer mit dem Auto in den Ferien war, dem ist es sicher aufgefallen: Auf deutschen Autobahnen kann es teuer werden. Raststättenpreise sind nichts für schwache Nerven und einen normalen Geldbeutel. Doch sind die Mondpreise wirklich gerechtfertigt?

Von: Daniel Hoh

Stand: 15.09.2016

Dichter Verkehr auf der A8 | Bild: pa/dpa/Tobias Hase

Tatort Raststätte - hier schnappt die Kostenfalle gnadenlos zu. Für das Getränk und den Snack zwischendurch zahlen wir horrend hohe Preise. Jeder weiß: Wer auf Raststätten einkauft, ist arm dran. Die meisten kaufen hier nur ein, wenn's unbedingt sein muss. 

Supermarkt gegen Raststätte

Im Rewe holen wir Cola, Chips und anderes. Wir bekommen vier Getränke und vier Snacks für 8,28 Euro. Und dann ab auf die Autobahn. Wir besuchen die A 5 zwischen Frankfurt und Gießen, Raststätte Wetterau. Die kleine Flasche Mineralwasser kostet statt 59 Cent bei Rewe unfassbare 2,49 Euro. Insgesamt kostet unser Warenkorb statt 8,28 Euro unglaubliche 24,52 Euro. 

Und Bad Camberg an der A 3 übertrifft das noch. Ein Eistee kostet statt 59 Cent 2,79 Euro. Bad Camberg ist mit 26,92 Euro am teuersten. 

Hygiene-Artikel sind die echten Autobahn-Preis-Raketen. Eine bestimmte Zahnpasta im Drogeriemarkt kostet 65 Cent, bei Tank & Rast hingegen 2,99 Euro. Das ist fast fünfmal so teuer.

"Rund um die Uhr geöffnet"

Auf elf Autobahn-Raststätten haben wir die Preise gecheckt, acht davon betreibt Branchenprimus Tank & Rast. So teuer ist kein anderer: 

Bei Rewe kosten Getränke und Snacks 8,28 Euro. Bei Tank & Rast zahlen wir im Schnitt 24,26 Euro. Das entspricht einem Aufschlag von 193 Prozent.
Warum Tank & Rast so Kasse macht, begründet das Unternehmen damit, dass "365 Tage im Jahr rund um die Uhr geöffnet ist." Und man deshalb "eine andere Preisstruktur aufweist als etwa ein Verbrauchermarkt in Stadtlage." 

Darf eine Raststätte so abkassieren?

Ja, erklärt uns Peter Breun-Goerke von der Wettbewerbszentrale. Für Lebensmittel, ob im Supermarkt oder an der Raststätte, gibt es keine Preis-Obergrenze:

"Der Unternehmer, der Lebensmittel verkauft, ist nicht daran gebunden. Die Verärgerung kann man sehr verstehen, aber da gibt es keine gesetzliche Handhabe dagegen vorzugehen."

 Peter Breun-Goerke

Billigere Alternativen

Pech für Autofahrer. Da bleibt nur die Suche nach Alternativen. Und die gibt's auch an der Autobahn. Etwa jene Raststätten, die nicht zu Tank & Rast gehören. 
Bei drei freien Raststätten lag der Warenkorb bei 19,29 Euro im Schnitt. "Nur" noch 133 Prozent Aufschlag gegenüber dem Supermarkt. 

Lage gnadenlos ausgenutzt

Aber auch das ist den meisten viel zu viel. Sind die Autohöfe vielleicht günstiger? Die liegen direkt neben den Autobahnen, der Autofahrer muss kurz abfahren. Das soll wenigstens ein paar Euro sparen. Ernüchterung aber bei den drei Autohöfen im Check: 9,75 Euro heißt 139 Prozent mehr und damit auch teurer als die freien Raststätten. Torsten Sanders vom Maxi-Autohof Gießen erklärt das mit hohen Personalkosten und zusätzlichem Service-Angebot. 


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