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E-Bike Wenn die Gefahr mitfährt

Millionen von E-Bikes sind mittlerweile auf deutschen Straßen unterwegs und jedes Jahr werden es mehr. Doch mit der steigenden Nachfrage steigt auch die Zahl der Unfälle. mehr/wert zeigt worauf es beim Kauf und Wartung zu achten ist.

Von: Beate Bastian

Stand: 25.09.2016

Mountainbiker springt mit E-Bike | Bild: HAIBIKE

Im Jahr 2015 wurden in Deutschland über 3.000 Radfahrer verletzt, 37 Menschen sterben. Sie alle sind mit einem so genannten E-Bike unterwegs. Häufigster Unfallgrund: Das hohe Tempo der Radler, eine unterschätzte Gefahr.

Doch nicht immer ist Fehlverhalten der Grund für einen Sturz. Ernst Brust untersucht seit 25 Jahren Fahrradunfälle. Er weiß, dass es oft auch an der Konstruktion des Rades liegt:

"Da sind die Belastungen einfach höher, höhere Geschwindigkeiten, weil Sie ja über den Motor eine Hilfe kriegen. [...]Deswegen kommen jetzt immer mehr Rahmenbrüche oder Sattelstützen-Brüche."

so der Fahrrad-Sachverständige.

Zahlreiche Schwachpunkte

Frau steht neben einem Fahrrad | Bild: colourbox.com zum Artikel Elektrofahrräder 5 von 15 fallen durch

Der Markt für Elektrofahrräder boomt: Vergangenes Jahr wurden erstmals mehr als 500.000 E-Bikes in Deutschland verkauft. Und viele liebäugeln mit der Anschaffung eines Fahrrads mit eingebautem Rückenwind. Die Stifung Warentest hat 15 Pedelecs unter die Lupe genommen. [mehr]

Die Mängelliste ist lang: Räder schaukeln sich während des Fahrens auf oder fahren im Stand ungewollt los. Der Fahrrad-Sachverständigen Ernst Brust erläutert: "Der Nutzer stellt sich auf das Pedal und der Motor fängt an zu Laufen. Das ist nach der Maschinenrichtlinie nicht korrekt."
Zahlreiche Hersteller geben derzeit Warnhinweise heraus, rufen ihre Elektro-Bikes sogar zurück. Der Grund: Fehlerhaft verlegte Leitungen, Risse im Unterrohr, Rahmenbruch oder ein Schaden an der Motorachse.

Stiftung Wartentest hat ebenfalls E-Bikes getestet, mit gravierenden Ergebnissen. Bei einigen Modellen reicht die Bremskraft nicht aus, bei anderen brechen Gepäckträger oder Sattelstützen. Insgesamt werden fünf Räder mit mangelhaft bewertet.

Explosions- und Brandgefahr am Akku

Kommt es zu einem Sturz, wird meist besonders der Akku in Mitleidenschaft gezogen. Messungen haben ergeben, dass beim Umfallen bis zum Dreifachen der Erdbeschleunigung auf den Akku einwirken kann, berichtet der Fahrrad-Sachverständigen Ernst Brust. Das vertrage ein solcher Akku nicht.
Ein verrutschtes Kabel im Inneren kann einen Kurzschluss auslösen, der zum Brand und sogar zum Explodieren des Akkus führen kann. Brände mit Fahrrad-Akkus passieren immer wieder in ganz Deutschland.

Ersatzteilprobleme

Auch das Alter spielt eine Rolle. Die Leistung nimmt kontinuierlich ab. Wer sich nach einigen Jahren einen neuen Akku zulegen möchte, steht möglicherweise vor dem nächsten Problem, erklärt Fachhändler Jörg Mayer. Oft gibt es das Modell nicht mehr, da es nicht mehr hergestellt wird. Der Kunde müsse dann ein neues Rad kaufen.

Sicherheit beim Pedelec

So schön die Fahrt mit einem Pedelec ist, die Fahrt mit dem Elektro-Rad bietet auch Risiken. Denn der Elektromotor führt zu einem anderen Fahrgefühl. Die Motorkraft wird oft unterschätzt, vor allem in engen Kurven. Zudem sieht das Pedelec vom Erscheinungsbild wie ein normales Fahrrad aus. Passanten und Autofahrer schätzen Abstände und Geschwindigkeit oft falsch ein. Kritische Situationen sind daher programmiert. Die Fahrt mit dem Pedelec sollte daher in einer wenig befahrenen Umgebung geübt werden. Erst wenn man auf einem ruhigen Radweg sicher damit fahren kann, sollte man sich auf die Straße wagen. Manche Fahrrad-Fahrschulen oder Verkehrswachten bieten inzwischen auch Fahrsicherheitstrainings für Elektro-Räder an. Und: Zur eigenen Sicherheit sollten Fahrer von E-Bikes immer einen Helm tragen.

Das richtige E-Bike finden

  • Das Fahrrad muss auch ohne Antrieb zum Fahrer passen. Wichtig: Die richtige Größe und die Ergonomie des Fahrrads.
  • Für ein Elektrofahrrad sollte man mindestens 1.500 Euro ausgeben, da dann die Qualität stimmt, so der Experte.
  • In verschiedenen touristischen Regionen gibt es Pedelec-Verleih-Netzwerke. Da kann man sich für rund 25 Euro am Tag oder 30-40 Euro am Wochenende ein solches Rad leihen und sich selbst ein Bild vom Fahren mit Hilfsantrieb machen.

Kommt ein E-Bike für Sie in Frage?

Mit Hilfe dieser Punkte können Sie einschätzen, ob ein Pedelec für Sie in Frage kommt:

  • Die körperliche Fitness ist entscheidend. Wer auch ohne elektrische Unterstützung mehr als 20 Kilometer pro Stunde fahren kann, der sollte beim normalen Fahrrad bleiben. Das Pedelec ist für Personen geeignet, die sich nicht fit genug fühlen oder körperlich beeinträchtigt sind.
  • Pedelecs erleichtern die Fahrt von langen oder hügeligen Strecken. Wer täglich mit dem Rad fahren muss oder will, aber übermäßige und schweißtreibende Anstrengung vermeiden möchte, für den kann sich eine Pedelec lohnen.
  • Ein Pedelec ist außerdem geeignet für Personen, die zum Beispiel häufig Kind oder Gepäck in einem Fahrrad-Anhänger mitnehmen. Die Fahrt wird durch den Elektromotor erleichtert.
  • Wer die ewige Parkplatzsuche mit dem Auto leid ist und die tägliche Strecke auch mit einem Elektrorad gut bewältigen kann, sollte über die Anschaffung eines Pedelecs nachdenken.
  • Wer sich mit dem normalen Fahrrad im Verkehr unsicher fühlt, der sollte sich besser kein Pedelec zulegen. Mit dem Elektrorad kann man schneller fahren und muss daher noch mehr Acht geben. Zudem wird die Geschwindigkeit des Fahrrads oft unterschätzt.
  • Ein Pedelec braucht einen guten Abstellplatz. Ist dieser nicht vorhanden, müsste das schwere Rad zuhause die Treppen hoch- und runtergeschleppt werden.

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