BR Fernsehen - Lebenslinien


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Lebenslinien - Anna Zisler, Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde Straubing Mein Straubing nimmt mir keiner

Als Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde Straubing folgt Anna Zisler (65) auf ihren Vater, den Holocaustüberlebenden Israel Offman. Wie er, möchte sie als bayerische Jüdin glücklich in ihrer Heimat Straubing leben. In ihrer Gemeinde kämpft Anna Zisler entschlossen gegen die Verunsicherung an, die seit dem Anschlag auf die Synagoge von Halle 2019 und dem wieder erstarkenden Antisemitismus in Deutschland zunimmt.

Stand: 30.11.2022 | Archiv

Anna Zisler setzt sich tatkräftig für ihre ca. 800 Gemeindemitglieder in Straubing ein. Als sie 1955 in der niederbayerischen Stadt auf die Welt kommt, versucht ihr Vater, der Holocaustüberlebende Israel Offman, dort für seine Familie ein Leben aufzubauen.

Filminfo

Originalitel: Mein Straubing nimmt mir keiner (D, 2021)
Regie: Evelyn Schels
Redaktion: Fatima Abdollahyan
Länge: 45 Minuten
VT-UT, 16:9, stereo

Straubing ist die Stadt seiner Wiedergeburt, nachdem die Amerikaner ihn 1945 aus dem Lager Ganacker befreit haben. Dass er acht Konzentrationslager überlebt hat, erfährt Anna über die Jahre nur in Bruchstücken. Ihr Vater will nicht darüber reden, um die Kinder nicht mit seiner Vergangenheit zu belasten.

Erst als die damals 21-jährige Anna mit ihrer Schwester Naomi die Holocaustgedenkstätte Yad Vashem in Israel besucht, begreift sie das Ausmaß des Grauens, das ihr Vater überlebt hat. Ihre Schwester wirft dem Vater vor, im Land der Mörder geblieben zu sein und wandert in die USA aus.

Info

Die Shabbat-Szenen im Film wurden aus Termingründen an einem Montag gedreht.

Anna Zisler auf dem jüdischen Friedhof in Straubing.

Anna bleibt. Sie liebt ihre Heimat Straubing und ihr Vater soll seinen Lebensentschluss nicht bereuen. Die Familie ist für sie das Wichtigste. Und so arbeitet Anna im Geschäft ihrer Eltern mit und unterstützt den Vater bei der Gemeindearbeit in der Synagoge.

Nach seinem Tod 2018 folgt sie ihm als Vorsitzende nach. Anna sucht den Dialog und will den Menschen das Judentum nahebringen. Auch wenn seit dem Anschlag auf die Synagoge von Halle die Angst wieder zunimmt, bleibt Anna optimistisch. Denn ihre Heimat Straubing möchte sie sich nicht nehmen lassen.


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