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Zwischen Machos und Klischees Taxifahrerinnen in Istanbul

Mit Hupkonzerten und waghalsigem Fahrstil quälen sich mehr als 20.000 Taxifahrer durch den zähen Verkehr Istanbuls. Frauen sind dabei die Ausnahmen. Ein Filmteam begleitet die zwei Taxifahrerinnen auf ihrer täglichen Fahrt durch die Millionen-Metropole Istanbul.

Von: Katharina Willinger

Stand: 29.03.2020

Wer bei Funda ins Taxi steigt, der ist nicht selten überrascht.

Die 43-jährige Istanbulerin ist eine Seltenheit in dieser männerdominierten Branche. Mit Hupkonzerten und waghalsigem Fahrstil quälen sich mehr als 20.000 Fahrer durch den zähen Verkehr. Funda hingegen, eine von rund zehn Fahrerinnen, ist die Ruhe selbst. Sie störe der Verkehr kein bisschen. Im Auto fühle sie sich frei.

Funda

Seit acht Jahren fährt sie, manchmal 24-Stunden am Stück. Pause macht sie nur, um zu beten oder um kurz die Augen zu schließen, ehe es weitergeht. Unter ihren männlichen Kollegen gilt sie nicht nur als besonders fleißig, sondern noch dazu als Schnellste, was ihre 13-jährige Tochter Melek nicht gerne hört. Sie sorgt sich um ihre Mutter, die sich seit dem Tod des Vaters um den Lebensunterhalt der Familie kümmert. Funda sagt, bislang habe sie noch keine allzu schlimmen Erfahrungen machen müssen, sie hoffe Überfälle oder Ähnliches blieben ihr erspart. 

Figen

All das hat Taxi-Fahrerin Figen schon erlebt. Einmal stach ihr ein Fahrgast ein Messer zwischen die Rippen, ein anderes Mal versuchte ein zugedröhnter Jugendlicher sie auszurauben. Dennoch fährt sie weiter, sie ist auf das Geld angewiesen. Denn auch Figen finanziert ihr Leben und das ihrer zwei Kinder selbst, allerdings leben die nicht bei ihr. Zu unstet sei ihr Leben, zu oft müsse sie nachts raus, sagt sie. Figen möchte deshalb mit dem Taxifahren aufhören, mittlerweile unterrichtet sie tagsüber als Fahrlehrerin. 

Ein Filmteam begleitet die beiden Frauen auf ihrer täglichen Fahrt durch die Millionen-Metropole Istanbul.


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