BR Fernsehen - DokThema


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Schausteller in Not Eine Saison ohne Volksfeste

Kein Volksfest, keine Kirmes, keine Kirchweih - die Corona-Pandemie ist für Schausteller eine Katastrophe. Nicht nur die wirtschaftlichen Einbußen lassen sie verzweifeln: den Schaustellern fehlen auch die zwischenmenschlichen Kontakte, der Rummel. Sie wollen raus, Geld verdienen, unters Volk. Wie werden sie die Krise überstehen?

Stand: 13.09.2020

Eigentlich würde Johannes Braun nach der Winterpause mit seiner Familie von Volksfest zu Volksfest ziehen. .

Aber in seinem Hof bei Nürnberg steht alles still: Autoscooter, traditionelles Kinderkarussell, Süßwarengeschäft. Weil alle Großveranstaltungen zunächst bis Ende August abgesagt sind, steht der Familienbetrieb kurz vor der Pleite. Um wenigstens einen Teil des finanziellen Ausfalls zu kompensieren, darf er ab Mai auf dem Grafenauer Stadtplatz tageweise gebrannte Mandeln und Zuckerwatte verkaufen und Ende Juni auch mitten in Nürnberg endlich sein Kinderkarussell aufbauen. Ein kleiner Trost für eine verlorene Saison.

DokThema begleitet auch die Augsburger Schaustellerin Stefanie Schmidt durch die Krisenzeit. Die junge Mutter will mit ihrem Crèpesstand endlich wieder Geld verdienen. Der finanzielle Druck, der auf ihr lastet, ist hoch. Ein Geschäft, mit dem sie seit 2 Jahren auf dem Weihnachtsmarkt steht, muss noch abbezahlt werden. Und je länger sie ihren Beruf nicht ausüben darf,  desto größer wird das Gefühl, von der Gesellschaft ausgeschlossen zu sein. Gleichzeitig wächst bei ihr und anderen Schaustellern der Unmut gegenüber der Politik. Denn wo in anderen Bereichen Lockerungen stattfinden, wird das Verbot von Großveranstaltungen immer wieder verlängert, im Juni bis Ende Oktober.

Auch bei Schausteller Egon Kaiser liegen die Nerven blank. Letztes Jahr hatte er auf dem Münchner Oktoberfest mit seinem „Bayerntower“, einem neunzig Meter hohen Kettenflieger, Premiere.  Schausteller müssen sich auch auf dem größten Volksfest der Welt jedes Jahr aufs Neue bewerben. Mit High-Tech-Attraktionen steigen die Chancen, sich einen Standplatz zu sichern. Drei Millionen Euro hat das wilde Fahrgeschäft von Egon Kaiser gekostet. Wenn es keinen staatlichen Rettungsschirm gibt, droht ihm, wie auch vielen seiner Kollegen, die Pleite. Wird er die Tradition einer der größten Schaustellerfamilien Deutschlands fortführen können?


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