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DokThema Das Geschäft mit kranken Pferden

In Deutschland treiben dubiose Pferdehändler ihr Unwesen. Leidtragende sind zahlreiche Pferdebesitzer, die unter den Machenschaften leiden und viel Geld verloren haben.

Stand: 07.06.2020

Augen Haflinger | Bild: picture-alliance/dpa

Ein Pärchen versprach zahlreichen Pferdebesitzern einen schönen Ruhestand auf einem Pferdehof für ihre Tiere. Angeblich würden die Pferde ihren Lebensabend auf Deichwiesen genießen können. Dazu übernahm das Pärchen die Pferde für einen symbolischen Euro mit einem sogenannten Schutzvertrag. Doch dann kam alles anders: In mindestens 60 Fällen wurden die so billig erworbenen Tiere einfach weiterverkauft und zu Geld gemacht. Einige als Reitponys, obwohl sie krank und eigentlich nicht mehr reitbar waren, andere landeten im Schlachthof.Beate Landwehr hat viele Betroffene dieses Betrugs recherchiert und Strafanzeige erstattet. Auch mehrere Zivilklagen an norddeutschen Gerichten sind deshalb anhängig.

In einem anderen Fall verkauft ein Händler in Südniedersachsen minderwertige Tiere als angebliche Sporttiere. Zahlreiche Opfer des Händlers haben sich bereits im Raum Bad Bentheim zu einer Interessens- und Schicksalsgemeinschaft zusammengeschlossen. Sandra und Johann Redenius aus der Nähe von Leer kauften für 1.200 Euro einen Schimmel bei dem Händler. Sie freuten sich über das tolle Geschäft. Doch schon nach wenigen Tagen stellte sich heraus: Das Pferd war eigentlich todkrank. Sie gaben mehrere tausend Euro für Arzt- und Klinikbehandlungen aus – vergebens. Nach wenigen Wochen mussten sie ihr neu erworbenes Pferd einschläfern lassen. "Es war viel älter, als in den Papieren angeben: Statt 14 Jahren war es laut ärztlichem Gutachten mindestens 20 Jahre alt", berichtet Johann Redenius. Sein Geld bekam er bis heute nicht zurück.

Kein Einzelfall, viele Tiere des Händlers überlebten nur wenige Wochen oder Monate.Wer die Tierpässe, die in diesen Fällen meist aus dem europäischen Ausland kamen, manipuliert hat, ist noch nicht abschließend geklärt. Die Staatsanwaltschaft Osnabrück ermittelt seit einigen Wochen umfangreich wegen Betruges.

Aktuelle Entwicklung nach der Sendung

Am 6. Februar 2020 erreichte die NDR-Redaktion von "45 Min" ein Brief des Pferdehändlers in Bad Bentheim. Darin kündigt er zusammen mit seiner Ehefrau an, den Pferdehandel auf dem Bauernhof in Bad Bentheim sofort einzustellen. Zudem meldete er sich telefonisch bei Betroffenen und  versicherte ihnen, dass er sie finanziell in Ratenzahlungen entschädigen wolle. Doch dies sei leider nicht sofort möglich.

Stand der Dinge Anfang Juni 2020:
Der Pferdehändler aus Bad Bentheim ist Ende Mai wegen Betrugs und Urkundenfälschung verurteilt worden, wie die WDR Lokalzeit berichtete. Der Mann erhielt eine Freiheitsstrafe von neun Monaten, die für vier Jahre auf Bewährung ausgesetzt wurde.


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