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Radikal an der Basis Das Nürnberger KOMM

Das Nürnberger Kommunikationszentrum, kurz "KOMM“ genannt, war ein bundesweiter Pionier. Die sozial-, jugend- und kulturpolitischen Erfahrungen von damals finden sich heute bundesweit in unzähligen Einrichtungen – in der kunst-/kulturpädagogischen Arbeit der "Hochkultur“ genauso wie im Selbstverständnis von offenen Stadtteilzentren und Kulturangeboten für alle gesellschaftlichen Gruppen.

Stand: 15.05.2023

Ab 1974 versuchten im ehemaligen Künstlerhaus tausende Junge, Alte, Freaks und Hippies im Geiste der 68-Generation das Ideal einer "Kultur für alle“ umzusetzen. Ein Jugend- und Kulturzentrum, basisdemokratisch selbstverwaltet unter städtischer Trägerschaft – das war in der Größe damals bundesweit einzigartig. Im KOMM trafen sich die Mitglieder der APO genauso wie Kino- und Videoenthusiasten, Senioren, die sich gegenseitig Gedichte vorlasen und Hobbyhandwerker, die Werkstätten für jedermann einrichteten. Jung, alt, wild, engagiert, neugierig – das KOMM bot den Platz dafür, stets argwöhnisch beäugt von konservativer Politik und endgültig mit der Massenverhaftung 1981 über Wochen landesweit in den Schlagzeilen.

23 Jahre lang war das KOMM ein Ort zum Experimentieren, Abhängen und Spaß haben. Eine Schule für Demokratie; Dialog statt Ausgrenzung als Ideal. Die Besucher und Aktivisten waren mutig, trotzig, visionär und manche vor allem radikal. Das KOMM war für die Verantwortlichen in der Stadt ein waghalsiger Modellversuch und am Ende der eigenen Pluralität nicht mehr gewachsen. Gescheitert war das viel beachtete Projekt deswegen nicht.


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