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Die Valentin-Karlstadt-Nacht

"Der verhexte Scheinwerfer" (1934, Regie: Carl Lama?): Während einer Theatervorstellung fällt ein Scheinwerfer aus. Elektriker Karl Valentin und sein "Lehrbub" Liesl Karlstadt machen sich daran, den Fehler zu beheben. Ob sie den Defekt wohl finden? | Bild: Bild: BR/KINEOS

Sonntag, 19.02.2012
23:45 bis 01:50 Uhr

  • Schwarz-weiß

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Deutschland 1934

Acht kurze Filme mit den unvergessenen bayerischen Komikern Karl Valentin und Liesl Karlstadt, die zwischen 1934 und 1941 entstanden: "Der Firmling" (1934, Regie: keine Angabe): Die Firmung - ein Ereignis, das gebührend gefeiert werden will! Und so begeben sich ein bereits reichlich angetrunkener Familienvater und sein Sohn Pepperl, gespielt von Karl Valentin und Liesl Karlstadt, in ein feines Weinlokal. Hier soll Pepperl in die Welt der Erwachsenen eingeführt werden und darf sich zur Feier des Tages die erste Zigarre anstecken. Bald darauf überschlagen sich die Ereignisse, die so gar nicht dem Ernst des Festes entsprechen ... "In der Apotheke" (1941, Regie: Hans Albin): Ein Kunde, gespielt von Karl Valentin, verlangt in der Apotheke eine Arznei für sein sechs Monate altes Kind. Dass er weder ein Rezept hat, noch den Namen des Medikaments kennt, macht die Sache für Apothekerin Liesl Karlstadt nicht gerade einfach. "Im Schallplattenladen" (1934, Regie: Hans H. Zerlett): Karl Valentin betritt einen Schallplattenladen - und damit beginnt für Verkäuferin Liesl Karlstadt ein wahres Martyrium. Der mürrische Kunde lässt sich alles vorführen, mäkelt an allem herum, verlangt viereckige Platten ohne Loch. Bald eskaliert die Situation, die Verkäuferin resigniert, der Kunde tobt sich aus, nach und nach wird die Inneneinrichtung zerlegt. "Der Theaterbesuch" (1934, Regie: Joe Stöckel): Zwei geschenkte Theaterkarten für den "Faust" stürzen ein Ehepaar in die Verzweiflung: Was soll man anziehen? Reicht die Zeit überhaupt noch bis zur Aufführung? Als alle Probleme endlich aus dem Weg geräumt sind, bleibt die Frage, wohin eigentlich die Karten verschwunden sind. "Der verhexte Scheinwerfer" (1934, Regie: Carl Lamac): Während einer Theatervorstellung fällt ein Scheinwerfer aus. Elektriker Karl Valentin und sein "Lehrbub" Liesl Karlstadt machen sich daran, den Fehler zu beheben. "So ein Theater!" (1934, Regie: Carl Lamac): Bei einem Auftritt trifft der von Karl Valentin gespielte Orchestergeiger keinen einzigen Ton und treibt so den Kapellmeister Karlstadt in den Wahnsinn. Ihr Kampf geht weit über den Musiksaal hinaus. "Musik zu Zweien" (1936, Regie: Erich Engels): Beim Vorspielen im Theater treffen sich Karl Valentin und Liesl Karlstadt. Als Clowns verkleidet, versuchen sie, dem zunehmend genervten Theaterbetreiber ein Stück vorzuspielen. Doch ohne Noten und Timing, zudem ziemlich aus der Übung, gerät ihre Vorführung schnell zur Katastrophe. "Beim Nervenarzt" (1936, Regie: Erich Engels), auch bekannt als "Kalte Füße": Herr Meier berichtet bei einem Arztbesuch aus seinem Leben, unter anderem von seinem Versuch, von einem Bäcker eine Zuckerbreze in Form des Buchstabens "B" zu erhalten, und von einem Restaurantbesuch, bei dem er sich als Zechpreller versucht.

Die überwiegend in der frühen Tonfilmzeit entstandenen Kurzfilme demonstrieren anschaulich den brillanten Wortwitz des Komikerduos, ihre Vorliebe für boshafte, aber genau beobachtete Karikaturen des Kleinbürgertums mit allen seinen sozialen Fehlleistungen und psychischen Deformationen, zugleich ihr Talent für perfekt getimten anarchischen Slapstick. Dabei lässt sich an Filmen wie dem 1934 entstandenen "Im Schallplattenladen" die Dynamik der Komik Karlstadts und Valentins geradezu ideal illustrieren: Am Anfang steht die Provokation durch einen von Valentin gespielten ignoranten Störenfried. Es folgen Verwirrungsmanöver, Wortklaubereien, bevor nach der Übertretung aller sozialen Grenzen genüsslich zur Destruktion geschritten wird. Am Ende verlässt Valentins Unruhestifter ungerührt das Schlachtfeld, auf dem sein Opfer, das in der Regel die als Mann verkleidete Liesl Karlstadt spielt, verzweifelt oder bis zur Weißglut gereizt zurückbleibt.

Besetzung

Rolle: Darsteller:
Familienvater / Kunde / Ehemann / Elektriker / Orchestergeiger / Clown / Herr Meier Karl Valentin
Pepperl / Apothekerin / Schallplattenverkäuferin / Ehefrau / Lehrbub / Kapellmeister / Clown / Bäcker Liesl Karlstadt

Regie: Hans Albin, Hans H. Zerlett, Joe Stöckel, Carl Lamac, Erich Engels
Redaktion: Walter Greifenstein