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Karl-Valentin-Klassiker Valentinaden

"In der Apotheke" (1941, Regie: Hans Albin): Ein Kunde, gespielt von Karl Valentin, verlangt in der Apotheke eine Arznei für sein sechs Monate altes Kind. Doch wie war der Name der Medizin noch einmal? Dass er weder ein Rezept hat, noch den Namen des Medikaments kennt, macht die Sache für Apothekerin Liesl Karlstadt nicht gerade einfach. | Bild: BR/KINEOS

Samstag, 22.02.2020
22:00 bis 23:30 Uhr

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Deutschland 2017

"In der Apotheke" (1941)
In dem letzten der über 30 kurzen Komödien oder Sketche mit und von dem genialen Querdenker, die meisten mit seiner kongenialen Partnerin Liesl Karlstadt, die zwischen 1913 und 1941 entstanden, verlangt der Kunde Valentin von der Apothekerin Liesl Karlstadt eine Arznei für ein sechs Monate altes Kind. Dass er weder ein Rezept hat, noch den Namen des Medikaments kennt, macht die Sache nicht gerade leicht.

"Der Zithervirtuose" (1934)
Karl Valentin beginnt nach langen umständlichen Vorbereitungen mit dem Lied "Liebesperlen". Dabei beachtet er strikt das Wiederholungszeichen kurz vor dem Schlussakkord und setzt immer wieder von vorne an. Der Bühnenvorhang schließt sich und hebt sich, schließt sich und … Valentin sitzt unverdrossen da und spielt, ihm ist inzwischen ein langer Vollbart gewachsen.

"Im Photoatelier" (1932)
In Abwesenheit ihres Meisters kämpfen "Im Photoatelier" die beiden Gesellen Karl Valentin und Liesl Karlstadt einen verzweifelten Kampf mit ihren unerwünschten Kunden und mit der Tücke des Objekts – oder wie man in diesem Fall sagen könnte – des Objektivs. Lange Zeit galt das kleine Meisterwerk als verschollen, bis 1963 ein Nitrofilm auftauchte: "In seinem dramatischen Aufbau ist das Stück eine ideale Studie über Opfer-Täter-Beziehungen. Lückenlos reiht sich der Film in Valentins bissige Menschen- und Berufsstudien ein. Das Duo decouvriert das Klischee des braven und fleißigen deutschen Handwerkers oder Angestellten." (Roland Keller)

"Theaterbesuch" (1934)
Liesl Karlstadt und ihr Ehemann haben Theaterkarten für Goethes "Faust" von ihrer Hauswirtin bekommen. Gattin Liesl scheucht ihren trägen Gatten, doch die Schwierigkeiten reißen nicht ab, die Zeit läuft ihnen davon. Als schließlich alles geregelt scheint, sind die Karten nicht aufzufinden. Eindringlich haben die beiden vorgeführt, was man alles anstellen kann, um nicht ins Theater gehen zu müssen. Alles umsonst, die Karten tauchen auf – und sie sind für den folgenden Tag! Der "Faust" ist also trotz aller Anstrengungen nicht an ihnen vorübergegangen.
Es ist ein Film über "die Hölle der Kleinbürgerehe" (Georg Seeßlen): "Ihr Spiel, das zwischen kleinbürgerlicher Vorstellungswelt und Ehestreit hin- und herpendelt, ist köstlich und großartig, doch ohne Spur von Fröhlichkeit, eher von boshafter Schärfe. Liesl Karlstadt und Valentin balancieren zwischen Bösartigkeit und Lachen, ohne abzustürzen. Das ist die hohe Kunst der beiden" (Karl Valentin und seine Filme).

"Im Schallplattenladen" (1934)
König Kunde als Anarchist: Karl Valentin betritt einen Schallplattenladen – und damit beginnt für die Verkäuferin Liesl Karlstadt ein Martyrium. Er lässt sich alles vorführen, mäkelt an allem herum, möchte viereckige Platten ohne Loch … die Situation eskaliert, Liesl Karlstadt resigniert und ihr Kunde tobt sich aus. Etliche Grammofonplatten und Teile des Interieurs gehen zu Bruch. Hier lassen sich bestens die Mechanismen Valentinesker Komik ablesen: Am Anfang steht die Provokation, das grausame Spiel mit den Nerven des Gegenübers, es folgen das Verwirrungsmanöver, die Wortklaubereien und das Umkehrprinzip, bevor genüsslich zur Destruktion geschritten wird – und er, ein Schlachtfeld hinterlassend, den Schauplatz des Geschehens ungerührt verlässt.

"So ein Theater" (1934)
Als "Musikverhinderungsfilm eine Variation der 'Orchesterprobe'", Valentin geigt permanent falsch und treibt den Kapellmeister Karlstadt in den Wahnsinn – "der Musiker und der Dirigent als natürliche Gegner, die sich mit absurden Dialogen bekämpfen" (Roland Keller). Und der Kampf geht weit über den Musiksaal hinaus, das Gefecht läuft weiter in einem Postamt – bis zur scheinbaren Versöhnung. Nach der Pause kommt es noch schlimmer: Der Auftritt einer Sängerin, Valentins falsche Begleitung, ein klemmender Vorhang und ein Tapezierer am falschen Ort sorgen für das vollkommene Desaster.

"Karl Valentin war ein genialer Clown, auch ein großer Artist und Musiker. Ein bayerischer Buster Keaton. Mit diesem verband ihn die Art seiner Groteske, jene unlogische, überlogische Kunst, Dinge überraschend aus dem Zusammenhang herauszugreifen. Aber das ist nur die eine Seite. Man wird das Geheimnis seiner Komik niemals ganz begreifen. Und das ist vielleicht ihr tiefstes Geheimnis" (Hans Sahl).

Für Kurt Tucholsky war Valentin einmalig, "weil er ein seltener, trauriger, unirdischer, maßlos lustiger Komiker ist, der links denkt". "Er ist weniger ein Schauspieler, denn er spielt keine Rollen. Er ist mehr als ein Schauspieler, denn er ist das, was er 'spielt' … rasch eingeordnet ist er ein Komiker, aber er ist eigentlich gar nicht komisch, sondern tragisch" (Franz Blei).

Besetzung

Rolle: Darsteller/Darstellerinnen:
Karl Valentin
Liesl Karlstadt

Redaktion: Walter Greifenstein

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