BR Fernsehen

Der Millionensassa Das schillernde Leben des Finanzjongleurs Camillo Castiglioni

Portrait Camillo Castiglioni italienisch-österreichischer Industrieller, Börsenspekulant und Pionier der österreichischen Luftfahrt. Photographie. 1920. | Bild: picture-alliance/dpa

Dienstag, 14.01.2020
22:30 bis 23:15 Uhr

  • Untertitel

BR Fernsehen
Osterreich, Deutschland 2019

San Marino 1943: Camillo Castiglioni – der reichste Mann, der Anfang der 1920er-Jahre in Wien gelebt hat – befindet sich auf der Flucht vor den Nazis. Der legendäre Spekulant und Industrielle ist in einem Franziskaner-Kloster untergetaucht. Mit seinem Gehstock und den feinen Seidenstrümpfen wirkt Castiglioni aber nicht wie ein normaler Mönch aus einem Bettelorden.

Der Abt des Klosters ahnt, dass der geheimnisvolle Pater eine bewegte Vergangenheit hat: Castiglioni war in seiner Glanzzeit Geburtshelfer und zeitweiliger Allein-Eigentümer des Auto- und Motorrad-Konzerns BMW. Nach einem rasanten Aufstieg als k.u.k. Rüstungsfabrikant fiel die Triumphphase Castiglionis in die krisenhaften Jahre nach dem Ersten Weltkrieg. Die Anfänge der Republiken in Deutschland und Österreich brannten sich damals ins Bewusstsein der Bevölkerung ein.

In erster Linie war dafür die horrende Inflation verantwortlich. Aber auch der Siegeszug des Automobils sorgte für einen prägenden Eindruck. Weil Castiglioni von beiden Entwicklungen massiv profitieren konnte, wurde er zu einer umstrittenen Ikone: Als Turbo-Kapitalist, der schon bei der österreichischen Automarke Austro-Daimler gespürt hat, wo das Mobilitätsgeschäft der Zukunft liegt, und als Finanz-Akrobat, der gewusst hat, wie man trotz Geldentwertung noch reicher werden kann.

Weil er dabei teilweise zu unsauberen Methoden greift und auch enorme Summen in den Sand setzt, wird Castiglioni zu einer Reizfigur. Immer wieder steht er während seiner Karriere mit einem Fuß im Gefängnis und am Pranger. Von Karl Kraus, dem streitbaren Schriftsteller und "Fackel"-Herausgeber, wird er als skrupelloser Finanzhai verteufelt, während ihn andere als Superhirn bewundern. Seine dritte Ehe mit einer jungen Theater-Schönheit beschäftigt die Klatschpresse. Der Name Castiglioni hat damals niemanden kalt gelassen.

Redaktion: Helge Freund