BR Heimat

BR Heimat - Habe die Ehre! Kalligraf Gosbert Stark aus Karlstadt

Donnerstag, 25.04.2024
10:05 bis 12:00 Uhr

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Gosbert Stark aus dem unterfränkischen Karlstadt am Main schreibt in kunstvoller Handschrift Glückwunschkarten und Evangeliare für Klöster. In seinen Kursen weiht er seine Schüler in die alte Kunst der Kalligrafie ein. In "Habe die Ehre!" spricht er mit Jochen Wobser über die spirituelle Dimension des Schreibens.

Musikzusammenstellung: David Saam

11.00 Nachrichten, Wetter, Verkehr

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Auf dem Schreibtisch von Gosbert Stark im unterfränkischen Karlstadt am Main steht eine ganze Sammlung an Gerätschaften, mit denen der 76-Jährige an einer Welt aus Worten arbeitet. Schreibfedern mit verschiedenen Stärken und Spitzen stehen da, Gänsekiele und Krähenfedern, Gefäße mit Tinten aus Walnuss oder Safran, dazu verschiedene Papiere wie Bütten oder Pergament. Gosbert Stark hat sich der Kalligrafie verschrieben, der uralten "Kunst des schönen Schreibens".

Der studierte Grafikdesigner hat in den 1990er-Jahren damit begonnen, seine Schönschreibkunst von der Leidenschaft zur Profession zu machen. Am Anfang stand der Wunsch eines Schmuckhändlers, einen Werbeprospekt mit handgeschriebenen Texten zu bekommen. Dieser ersten Anfrage sind unzählige Schreibarbeiten gefolgt, von Glückwunschkarten in kleiner Stückzahl bis zu Großaufträgen. Für die mehr als 1.000 Jahre alte Würzburger Fischerzunft führt Gosbert Stark das voluminöse Zunftbuch fort. Er schreibt Evangeliare für Klöster, Gästebücher für Universitäten - und für ein Projekt des Kunstmäzens und Unternehmers Christian Zott hat er eine Handschrift in byzantinischer Schrift gestaltet, die in Venedig, Wien und Hamburg ausgestellt worden ist.

Mit der Aussagekraft von Schriften und Gestaltung ist Gosbert Stark früh in Kontakt gekommen. Sein Vater war Kunsthandwerker, Kirchen- und Schriftenmaler. So erlebte Gosbert Stark schon in jungen Jahren, wie Schriften und Motive entworfen, konstruiert und vergrößert werden, um schließlich an Häuser, Kirchenwände oder auf Plakate übertragen zu werden. Auf einem Würzburger Gymnasium übte sich der Internatsschüler in Schönschrift und entwickelte auf der von Franziskanern geführten Schule einen starken Bezug zur Religion. Dieser Bezug ist bis heute geblieben; nicht nur, weil die Tradition der Kalligrafie seit jeher eng mit der Kirchenkunst verbunden ist. Der Vorgang des Schreibens selbst hat für Gosbert Stark eine spirituelle Dimension. Kalligrafie fördert Kontemplation und Konzentration, eröffnet Wege zur inneren Ruhe. Das beobachtet Gosbert Stark auch in den Kursen, die er seit vielen Jahren gibt, für Kinder und Jugendliche in Schulen oder für Erwachsene in Bildungshäusern wie dem Kloster Schwarzenberg.

In "Habe die Ehre!" mit Moderator Jochen Wobser erzählt Gosbert Stark von der Tiefenwirkung der Kalligrafie. Er erzählt davon, warum die Welt der Schönschreibkunst gerade auch im Zeitalter von Computern und Künstlicher Intelligenz nichts von ihrer Faszination eingebüßt hat. Und auch von besonders denkwürdigen Aufträgen berichtet Gosbert Stark - zum Beispiel wie es dazu kam, dass er für ein Filmprojekt einst den Maler und Kunstfälscher Konrad Kujau doubeln durfte.