BR Heimat - Habe die Ehre! Schlittenbauer Michael Ress aus Schwebheim

Angefangen hat es mit Kutschen, doch heute ist das Hauptgeschäft von Michael Ress das "Rutschen" - genauer gesagt: Rodelschlitten. Hunderttausende Holzschlitten fertigt das unterfränkische Unternehmen und exportiert es aus Schwebheim nach Holland, Belgien, Österreich und andere Länder. In "Habe die Ehre!" ratscht Michael Ress mit Jochen Wobser.

Musikzusammenstellung: Johannes Hitzelberger

11.00 Nachrichten, Wetter, Verkehr

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In der Werkstatt von Michael Ress im unterfränkischen Schwebheim hängt ein Stammbaum seiner Handwerkerfamilie - und das Wandbild verdeutlicht eine beeindruckende Tradition: Auf das Jahr 1696 datiert die erste urkundliche Erwähnung des Familienbetriebs, dessen offizieller Name "Ress-Kutschen" auf die Anfänge verweist. Denn das Hauptgeschäft des Firmengründers Matthias Ress lag auf dem Bau von Kutschen und Pferdewagen. Damals machten die Fuhrwerke des Hochadels auf der Route von Frankfurt nach Wien im Landkreis Schweinfurt Station. Die Pferde bekamen eine Pause und der Wagnermeister Ress reparierte Schäden an den Kutschen und zog die Holzräder nach.

Rund 300 Jahre später leitet Michael Ress den Betrieb in der achten Familiengeneration. Auch er ist Wagnermeister wie der Stammvater des Unternehmens, aber Kutschen spielen im Zeitalter des Automobils kaum noch eine Rolle. Zwar fertigt die Firma Ress immer noch Kutschen für Spezialaufträge, vor Jahren zum Beispiel ein mehr als 18 Meter langes Prachtfuhrwerk für den Kölner Rosenmontagsumzug, aber längst sind Rodelschlitten zum wichtigsten Produkt geworden. Hunderttausende Holzschlitten aus dem Hause Ress haben ihren Weg gefunden von Schwebheim auf die Rodelhänge in der Rhön, im Fichtelgebirge oder im Bayerischen Wald. Auch international sind die Schlitten gefragt. Michael Ress exportiert seine Modelle an Händler und Kunden in Holland, Belgien, Frankreich, Österreich oder der Schweiz. Und jedes Jahr zeigt sich aufs Neue: Die Schlittenproduktion ist ein Saisongeschäft. Sobald es schneit, glühen in Schwebheim die Telefondrähte und im Onlineshop geht eine Bestellung nach der anderen ein. Dann schieben die Schwebheimer Rodelbauer unverdrossen Sonderschichten, um die Nachfrage zu bewältigen - möglichst schnell, aber nach wie vor in Handarbeit, von den Holzfurnieren bis zum fertigen Schlitten. Angesichts von Klimaerwärmung, wachsender Schnee-Unsicherheit und nicht zuletzt wegen der Konkurrenz durch billige Plastikbobs ist das Rodelgeschäft noch schwerer kalkulierbar geworden. Aber Michael Ress findet neue Nischen, um den Traditionsbetrieb in die Zukunft zu führen.

In "Habe die Ehre!" mit Moderator Jochen Wobser blickt Rodelbauer Michael Ress zurück auf die lange und wechselvolle Geschichte des Familienbetriebs. Er berichtet von kuriosen Aufträgen, langlebigen Traditionen und flüchtigen Trends. Und der 69-Jährige erzählt davon, wie es ist, wenn man als Herzblut-Handwerker kurz davor ist, sein Lebenswerk an die nächste Generation zu übergeben.