BR Heimat

Bayerisches Feuilleton Die letzte Reise

Der Gevatter Tod ist als goldenes Skelett im Vorraum der Asamkirche in München zu sehen | Bild: picture-alliance/dpa / Amelie Sachs

Samstag, 29.10.2022
08:05 bis 09:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BR Heimat

Die letzte Reise
Wenn der Boandlkramer kummt
Von Harald Grill

Wiederholung am Sonntag, 20.05 Uhr, Bayern 2
Diese Sendung hören Sie auch in der BR Radio App bei Bayern 2 und ist als Podcast verfügbar.

Sterben ist auch in unserer aufgeklärten Zeit noch immer ein Tabuthema. Die Bayern nennen den Tod gerne den "Boandlkramer". In Franz von Kobells "Gschicht vom Brandner Kasper" und dem daraus entstandenen Roman und Bühnenstück "Der Brandner Kaspar und das ewig' Leben" von Kurt Wilhelm taucht er als kauzige, bisweilen sogar hilflos-liebenswerte Gestalt auf. Damit nimmt er dem Tod viel von seinem Schrecken.

Früher wurden eine Reihe zum Teil geheimnisvoller Rituale um das Sterben praktiziert, die den Angehörigen Halt gaben und mit denen sie Trauer und Abschied besser zu bewältigen hofften.

In der heutigen Zeit passt am besten das Bild von der "letzten Reise". Haben wir es doch mit aufgeklärten mobilen Menschen zu tun. Ob sie in den Urlaub hetzen oder von Termin zu Termin, sie sind immer unterwegs. So ist auch der Tod von Angehörigen eine Art Abreise. Es geht es um ein gut durchorganisiertes, würdiges Abschiednehmen. Man wendet sich an spezielle "Reiseunternehmer", Begleiter, die jederzeit auf Sonderwünsche eingehen.

Während früher nur getaufte Christen in der geweihten Erde der Friedhöfe bestattet werden durften, reicht die Demokratisierung längst auch ins Reich der Toten. Alle haben das Recht auf einen würdigen letzten Platz. Es gibt zudem neue Formen wie Urnenregale oder Naturfriedhöfe. Der Fantasie sind fast keine Grenzen mehr gesetzt. Gern würden wir sagen: "Komm gut heim!" Aber im eigenen Garten darf bei uns niemand begraben werden.

Wohin die letzte Reise geht, darüber wird es auch in Zukunft verschiedene Ansichten geben. Fest steht: nach der ganzen Hetze tritt Ruhe ein. Für die einen ist es die "ewige Ruhe" oder das "Eingehen ins Himmelreich", für die anderen heißt es schlicht: "Aus is' s und gar is' s und schad is' s, dass wahr is".

Harald Grill hat sich mit den vielen Facetten der "letzten Reise" beschäftigt.

BR 2016

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