BR Heimat

Glocken läuten die Weihnacht ein Christkindl-Kirchen im Alpenland

Kloster Reutberg | Bild: Kloster Reutberg

Donnerstag, 24.12.2020
19:00 bis 19:15 Uhr

BR Heimat

Christkindl-Kirchen im Alpenland
Von Regina Fanderl

Siehe auch 17.05 Uhr, Bayern 2

Es sind nicht die mächtigen Stimmen der ganz großen Dome oder Basiliken, die heute die Weihnacht einläuten, sondern eher die kleineren, bescheidenen in Regionen der Voralpen und Alpen. Vor allem dort ist Regina Fanderl fündig geworden auf ihrer Suche nach Kirchen, in denen die zentrale Gestalt der Weihnacht eine besondere Rolle spielt: das Christkind. Die Grundbotschaft des Christentums, dass Gottes Wort in Jesus Christus Mensch geworden sei, wurde seit der Gotik immer konkreter verbildlicht - bis hin zum entzückenden Jesuskind, das alle Besucher ins Herz schließen sollte. Die meisten dieser heiliger "Kindlein" begegnen uns heute als Schöpfungen des Barocks, jener Epoche, in der sich Wallfahrten und kirchliche Bräuche besonders reichlich entfaltet haben. Während im Mittelalter das stehende, segnende Jesuskind mit der Weltkugel weit verbreitet war, erfreute jetzt das in Frauenklöstern gefertigte Fatschnkindl, eine in Stoffbahnen gewickelte Holzpuppe, die Herzen der Besucher. In manchen dieser Klöster konnten die Pilger Bilder des Jesuskindes für die private Andacht, oder auch andere Wallfahrtsandenken kaufen, was den Nonnen zusätzliche Einnahmen bescherte. Vor der Säkularisation Anfang des 19. Jahrhunderts gab es allein in Deutschland um die 100 Wallfahrtsorte zum "gnadenreichen Jesuskind". Heute ist die Verehrung größtenteils in Vergessenheit geraten und lebt mit wenigen Ausnahmen in Bayern, aber hauptsächlich in Österreich weiter. So hören wir die Glocken der Klosterkirche St. Maria Loreto in Salzburg, der St. Nikolauskirche Hall in Tirol, der Pfarr- und Wallfahrtskirche Filzmoos im Salzburger Land, der Wallfahrtskirche Christkindl in Steyr/Oberösterreich und von der Klosterkirche der Franziskanerinnen von Reutberg im bayerischen Oberland. Einzig im Tiroler Dorf Terfens begegnet uns in der Pfarrkirche St. Juliana das Christkindl auf einem gotischen Wandfresko. Behütet von Maria und von Josef, dem "Hausmann", der die Windeln wäscht und ein "Muas" kocht.