BR Heimat

BR Heimat - Heimat lesen Maximilian Schmidt: Glasmacherleut (2)

Schriftsteller Maximilian Schmidt | Bild: Aloys Dreyer, Haessel Verlag 1912

Sonntag, 19.11.2017
20:05 bis 21:00 Uhr

BR Heimat

Wir nehmen Sie mit in den Bayerischen Wald. Dort spielt die Erzählung, die wir am vergangenen Sonntag neu begonnen haben: "Glasmacherleut". Der Oberpfälzer Schriftsteller Maximilian Schmidt, genannt "Waldschmidt", hat die "Glasmacherleut" 1869 geschrieben.
Gelesen von Christian Jungwirth

Während es bei uns gerade schee staad Winter wird, ist es bei den „Glasmacherleuten“ im Bayerischen Wald, zwischen Großem Arber und Ossergebirge, Frühling geworden. In den dichten Wäldern und zu den hohen Mittelgebirgsgipfeln hin liegt noch der Schnee des Winters und will nicht so recht weichen, doch draußen im Lande ist der Frühling schon mit Macht eingezogen und macht sich entsprechend breit. In diesem waldlerischen Landschaftsidyll wandert ein junges Studentlein, Franz Schrenk, munter seinem Heimatort entgegen. Es geht schon auf die Karwoche zu, der Palmsonntag ist nicht mehr weit, und der junge Mann lenkt seinen Schritt nach halbjähriger Studienzeit in einem böhmischen Städtchen zum ersten Mal wieder der Heimat zu. Sein Vater, ein einfacher Glasmacher auf der nahen Lohbergerhütte, hat an sich nicht das Geld dafür, den Buben in der Ausbildung zu unterstützen; die Mutter, so erfahren wir, ist vor drei Jahren gestorben und ruht auf dem Friedhof der kleinen Bayerwaldgemeinde Lam.

Auf dem Weg ins Heimatdorf begegnet dem jungen Franzl, hoch auf dem Kutschbock thronend, der weithin angesehene und reiche Herr von Pladl, seines Zeichens Glasfürst und Hüttenherr von der Lohbergerhütte. In einem Gespräch, das sich entspinnt, lässt der feiste Hüttenherr jedoch kein gutes Haar am jungen Schrenk und erst recht nicht an dessen Vater, den er schändlicher Wilderei bezichtigt.

Daheim angekommen lässt sich der Bub von diesem schmählichen Intermezzo nichts anmerken und wird herzlich in Empfang genommen - besonders von der Familie seines Göd, des Taufpaten Prannes.

Das Glasmachergewerbe, das lernen wir schnell, ist ein ebenso kunstvolles wie hartes Brot, das im Schweiße des Angesichts verdient sein will. Die Unteren buckeln und schuften; die Herren der Hütten aber schwelgen im Reichtum aus dem Glashandel. „Glasfürsten“ nennt sie das Volk, und es gibt, wie überall auf der Welt, auch unter den Glasfürsten solche und solche…

Es liest Christian Jungwirth.

(Forsetzung: 26. November, 20.05 Uhr, BR Heimat)