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Götterdämmerung II – Die letzten Monarchen Die Bayerische Landesausstellung 2021

Der Anfang ist ein Abschied. Schon nach den ersten Schritten finden sich die Besucher der Landesausstellung in einem schwarzen Raum wieder, inmitten eines Trauerzuges. Es ist der 19. Juni 1886. König Ludwig II. wird zu Grabe getragen.

Von: Thomas Muggenthaler

Stand: 15.06.2021 | Archiv

"Götterdämmerung" lautete vor zehn Jahren der Titel der Bayerischen Landesausstellung auf Schloss Herrenchiemsee. Sie war ganz auf König Ludwig II. zugeschnitten. Der ursprüngliche Plan, auch die Fortsetzung auf Herrenchiemsee zu zeigen, wurde wegen Corona verworfen.

Dr. Richard Loibl, Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte

Nun zeigt das Museum der Bayerischen Geschichte in Regensburg ab 22. Juni 2021 die "Götterdämmerung II - Die letzten Monarchen". Aus heutiger Sicht der Wissenschaft tragen die damaligen Regenten eine Mitschuld, dass es überhaupt zum Untergang der europäischen Monarchie kam.

"Die haben sich vor Kriegsbeginn immer getroffen, waren total vernetzt, connected. Und in dieser hochgebildeten Führungselite hat sich kein einziger gefunden, der 1913 oder -14 gesagt hätte, Leute sitzen wir uns einmal zamm. Das darf doch nicht wahr sein, dass wir uns hier die Schädel einhauen. Man hat zugeschaut, hat sich selbst dem Schicksal ergeben und gewartet auf den Untergang."

Dr. Richard Loibl, Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte

Der Blaue Raum - Hoffnungen auf das 20. Jahrhundert

Trauerzug König Ludwig II.

Die Landesausstellung inszeniert die Zeitspanne vom Tod König Ludwig II. bis zum Ende der großen Herrscherfamilien in verschiedenen Räumen und Farben. Akteure sind die Wittelsbacher, die Habsburger und die Romanows. Der Blaue Raum visualisiert die Wende ins 20. Jahrhundert. Es ist eine Ära des Aufbruchs, die Zeit des technischen Fortschritts und gesellschaftlichen Wandels. Frauen fordern Mitsprachrechte. Selbst Prinzessinnen begehren gegen die antiquierte Etikette auf.

"Mein Wunsch, seltene Sprachen und vor allem Latein lernen zu dürfen, wurde mir erst nach langen Bitten gestattet und dann nur unter der Bedingung, dass niemand davon erfahren dürfe. Ähnlich erging es mir mit meinen Reisen. Nicht, dass sie sich verheimlichen ließen, aber auch sie wurden ungern gesehen, und die Erlaubnis dazu musste erkämpft werden."

Ausschnitt aus einem Bericht über Prinzessin Therese, Tochter von Prinzregent Luitpold. Aus dem Archiv des Bayerischen Rundfunks

Tatwaffe (Feile) mit der Kaiserin Elisabeth ermordet wurde

Ein kleines, aber spektakuläres Ausstellungsstück ist die Feile, mit der Kaiserin Elisabeth von Österreich, genannt Sisi, am 10. September 1898 in Genf ermordet wurde. Knapp zehn Jahre zuvor hatte sich ihr Sohn Kronprinz Rudolf das Leben genommen. Von Kaiser Franz Joseph heißt es in den Geschichtsbüchern, es sei ihm damals alles zu viel geworden.

"Für mich ist er immer so eine Gestalt, die für Pflichterfüllung, für Ethos steht. Er ist wirklich dieser Kaiser Franz der Erste, der vielfach sagt, schön überliefert im bayerisch-österreichischen Dialekt: Ich mag nimmer!"

Dr. Richard Loibl, Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte

Der Goldene Raum - Der Anfang vom Ende

Ausstellungsleiterin Margot Hamm

Es sind erste Vorboten einer Götterdämmerung. Die Monarchien beginnen zu bröckeln. Aber bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges setzen sich die gekrönten Häupter in gewohnter Manier pompös in Szene. Den Prunk bei Hofe zeigt der Goldene Raum mit Exponaten von Zar Nikolaus II. und dem deutschen Kaiser Wilhelm II.

Dann kommt es zur "Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts". Das Attentat von Sarajewo löst 1914 den Ersten Weltkrieg aus.

Der Weiße Raum - Verheerende Kriegsjahre

Helene von Thurn und Taxis

Rund neun Millionen Soldaten fallen in den Kriegsjahren von 1914 bis 1918. Allein Bayern beklagt 200-tausend Gefallene. Eine ganze Generation junger Männer ist ausgelöscht. Diejenigen, die das Grauen an der Front überleben, sind traumatisiert. Die Landesausstellung dokumentiert diesen Zeitabschnitt im Weißen Raum mit Blick auf die Wittelsbacher. Der König repräsentiert, die Prinzen Rupprecht und Leopold agieren als Oberbefehlshaber an der West- und Ostfront, die Damen engagieren sich im caritativen Bereich. Doch mit dem Kriegsende brechen auch die Monarchien zusammen.

Der Rote Raum - Revolutionen und Abdankungen

Sinnbildlich für den verlorenen Krieg und die verlorenen Kronen ist der Rote Raum am Ende des Ausstellungsrundgangs.

"Wir sehen als erstes ein großes rotes Bild, das Kronen zeigt, die an einem Ufer liegen. Das Meer schwappt gerade daher. Die Wellen sind dabei, diese Kronen alle ins Meer hinauszutragen…. die Revolutionen, die in allen Ländern unterschiedlich verlaufen, aber überall zum selben Ergebnis führen, nämlich dass die Monarchien auf ihre Kronen verzichten müssen."

Dr. Margot Hamm, Kuratorin der Bayerischen Landesausstellung

Nach vier Jahren Krieg rührt in Deutschland kein Mensch mehr einen Finger für Kaiser und Könige. In Berlin rufen Philipp Scheidemann und Karl Liebknecht am 9. November 1918 die Republik aus. Kaiser Wilhelm II. flieht in die Niederlande.

Bereits einen Tag zuvor erklärt Kurt Eisner das Königreich Bayern zum Freistaat. Der letzte bayerische König Ludwig III. und seine Familie setzen sich in Richtung Süden ab. Die Regenten hierzulande haben noch Glück. In Russland endet die Ära der Romanows blutig mit dem Mord an der Zarenfamilie. Es ist das Ende bedeutender Monarchien in Europa.

Bayerische Landesausstellung 2021. "Götterdämmerung II - Die letzten Monarchen" vom 22.6.2021 - 16.1.2022, Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg.

Bayern 2 ist Partner der Bayerischen Landesausstellung und ist mit ausgewählten Hörstücken und Hörsäulen in der Ausstellung vertreten.


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