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Wilhelm-Freiherr-von-Pechmann-Preis 2018 radioFeature "Das Pogrom von Hoyerswerda" ausgezeichnet

Für ihr Feature "Das Pogrom von Hoyerswerda. Eine Reise in die Gegenwart“ haben Julia Fritzsche und Sebastian Dörfler den Wilhelm-Freiherr-von-Pechmann-Preis 2018 in der Kategorie Publizistik erhalten. Der Preis wird für herausragende Auseinandersetzungen mit dem Nationalsozialismus vergeben.

Stand: 20.03.2018 | Archiv

Mahnmal in Hoyerswerda | Bild: picture-alliance/dpa

25 Jahre nach den pogromartigen Angriffen auf Vertragsarbeiter und Gefürchtete in Hoyerswerda im September 1991 blickt das Feature zurück auf das, was die Journalistin Heike Kleffner als "Lunte zum Flächenbrand rassistischer Gewalt" bezeichnet.

Leben als Geflüchtete in Hoyerswerda

Samuel Nkumi, der als DDR-Vertragsarbeiter aus Mosambik nach Hoyerswerda kam, schildert zunächst die Szenen, die er bis heute nicht aus dem Kopf bekommt. Anhand des Engagements der Menschen vor Ort fragt die Sendung dann nach dem Umgang mit dem Rassismus in Hoyerswerda. Sie zeigt, wie es sich als Geflüchtete dort im Alltag leben lässt, wenn etwa der Familie Yassine immer noch Menschen "Heil Hitler!" entgegengerufen oder sie nicht weiß, ob sie im kommenden Monat abgeschoben wird. Sebastian Dörfler und Julia Fritzsche begleiten unter anderem den evangelischen Pfarrer Jörg Michel. Er ist einer von denen, die etwas gegen das Klima der Angst im Ort tun. Die ambivalenten Eindrücke reflektieren sie immer wieder in gemeinsamen Gesprächen.

Die Autorin

Julia Fritzsche schreibt Radiofeature, Texte und Fernsehbeiträge zu gesellschaftspolitischen Themen wie Geschlecht, Migration, Armut, Stadtentwicklung und Protestbewegungen. Sie arbeitet als Autorin u.a. für die Sender Bayern 2, Bayerisches Fernsehen und Arte. Julia Fritzsche ist 1983 in München geboren und Juristin.

Beeindruckendes Zeugnis

"Julia Fritzsche und Sebastian Dörfler gelingt es, den Hörer von Beginn an zu fesseln. Die Hörfunksendung macht betroffen, rüttelt auf und geht zu Herzen. Es ist ein beeindruckendes Zeugnis dafür, wie der Brückenschlag zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart gelingt. 'Hoyerswerda ist überall. In den geführten Interviews wird deutlich, wie belastend die Situation damals war, wie hilflos die Flüchtlinge den Angriffen gegenüber standen und wie selbst die Polizei vor der Gewalt der Neonazis kapitulierte."
Christina Flauder, Jurymitglied und Laudatorin, stellv. Landrätin von Kulmbach, Mitglied der Landessynode

Der Autor

Sebastian Dörfler arbeitet als Radiojournalist für den Bayerischen Rundfunk und ist als Autor für verschiedene Zeitungen, u.a. für den Freitag und die taz tätig. Für sein letztes Radiofeature begleitete er Bleiberechtsproteste von Roma in Deutschland. Er ist 1982 in Nürnberg geboren, hat Politik studiert und lebt in Berlin.

Wilhelm-Freiherr-von-Pechmann-Preis

Mit dem Wilhelm-Freiherr-von-Pechmann-Preis zeichnet die Evangelische Landeskirche herausragende Leistungen in der historisch-wissenschaftlichen Aufarbeitung zur Rolle der Kirche während des Nationalsozialismus, aus. In der Münchner Erlöserkirche wurden am Donnerstag, 8. Februar, die diesjährigen Preisträger des Wilhelm Freiherr von Pechmann-Preises ausgezeichnet. Gestiftet wurde der Preis zum Gedächtnis an Wilhelm Freiherr von Pechmann (1859-1948), den ersten gewählten Präsidenten der Evangelisch-Lutherischen Generalsynode in Bayern. Er war von Beruf Bankdirektor und bekleidete internationale Ehrenämter in Wirtschaft und Kirche. Von Pechmann war ein entschiedener Gegner des Nationalsozialismus. Der Preis ehrt seine Verdienste um Humanität, Christentum und Kirche sowie sein Eintreten für jüdische Mitbürger.

Das Pogrom von Hoyerswerda: Eine Reise in die Gegenwart
Regie: Martin Heindel
Ton und Technik: Fabian Zweck
Redaktion: Katja Huber
BR 2016


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