Bayern 2 - Zeit für Bayern


20

"Jedem Mann ein Ei" Die Geschichte des Ritters Schweppermann

"Jedem Mann ein Ei, dem braven Schweppermann aber zwei". Dieser Spruch von der doppelten Ration ist vielen geläufig. Doch woher kommt er? Und wer war eigentlich dieser Schweppermann? Eine Spurensuche im oberpfälzischen Kastl, wo der Ritter Schweppermann begraben liegt.

Von: Christine Weirauch

Stand: 26.03.2018 | Archiv

Ritter Seyfried Schweppermann auf einer Zeichnung von 1840 - mit zwei Eiern, die ihm gereicht werden | Bild: picture-alliance/dpa

Stolz und mächtig thront die Klosterburg über der Marktgemeinde Kastl. Und der Schlag der Glocke ist weit ins Lauterachtal zu hören.

"Das ist eine Dankgabe von König Ludwig und den Frauen des Nordgaus für den Sieg bei Ampfing und die hängt also oben und heißt die Stürmerin, wiegt ungefähr 3.300 Kilogramm, ist so groß wie ich und ist von einem Nürnberger Glockengießer gegossen worden."

Hermann Römer, ehemaliger Heimatpfleger in Kastl

Hermann Römer kennt auf der Klosterburg jeden Stein und ist der Fachmann für Schweppermann. Der pensionierte Schulleiter war 15 Jahre Heimatpfleger in Kastl und beschäftigt sich seit vierzig Jahren mit der Geschichte der Klosterburg.

Die letzte große Ritterschlacht

Der Sieg von Ampfing in Oberbayern, zu dessen Gedenken die Glocke gegossen wurde, brachte König Ludwig dem Bayern schließlich den Kaisertitel. Die Schlacht bei Mühldorf, wie sie auch genannt wird, gilt als letzte große Ritterschlacht der deutschen Geschichte. Mit ihr endete ein jahrelanger Streit um die deutsche Reichskrone.

Am 28. September 1322 fiel die Entscheidung. Schon ein halbes Jahr belagerten sich die beiden Kontrahenten: König Ludwig der Bayer, ein Wittelsbacher, stand mit seinem Heer Friedrich dem Schönen aus dem Hause Habsburg gegenüber. König Ludwig konnte die Schlacht für sich entscheiden. Ein blutiges Gemetzel mit über 1.000 Toten soll es gewesen sein, berichten die Chroniken. Als schlachtentscheidend gilt das Eintreffen des Burggrafen Friedrich von Nürnberg. Und da kommt Schweppermann ins Spiel, der eine besondere Verbindung zu Kastl hat.

Ein gigantisches Kloster in einem kleinen Ort

Ein riesiger dreischiffige Bau ist diese Klosterkirche. Über 1.000 Gläubige finden hier Platz. Für das 14. Jahrhundert war diese Kirche ein gigantisches Bauvorhaben, vor allem wenn man bedenkt, dass der Ort Kastl zu dieser Zeit gerade mal 300 Einwohner hatte. Doch die Klosterburg war damals eines der reichsten und mächtigsten Klöster im Reich, erzählt Hermann Römer:

"Das war die Mutterkirche für die Gründung von 12 oder 13 Klöstern im Umkreis, das war im Nordgau eigentlich das erste große Kloster. Und damals hat die katholische Kirche mit dem altbewährten Trick gearbeitet: Wenn du ziemlich viel spendest, dann kannst du dich von den Gefahren der ewigen Verdammnis befreien und das hat scheinbar geholfen."

Hermann Römer, ehemaliger Heimatpfleger in Kastl

Über 70 Adelswappen zieren das Fries in der Kirche. Unter den Spendern findet sich auch das Wappen der Schweppermanns. Auf rotem Grund kreuzen sich blaue Tulpenblüten, manche sehen darin auch ein Hufeisen. Denn der Ritter Seyfried Schweppermann galt schon zu Lebzeiten als Haudegen, der wusste, wie man seine Feinde in die Irre führen konnte.

"Und so ist er geflohen mit einigen Getreuen und kam an eine Schmiedewerkstatt und hat den Schmied gebeten, er möchte ihm doch helfen und so ist der Schmied auf den Gedanken gekommen, wir könnten die Hufeisen verkehrt herum draufnageln, so dass es so aussieht als würde man wegreiten und das haben sie dann auch getan."

Hermann Römer, ehemaliger Heimatpfleger in Kastl

Und Schweppermann konnte seinen Verfolgern entrinnen. Historisch ist die Geschichte, wie vieles bei dem Ritter, nicht belegt, sie gehört eher ins Reich der Sagen und Legenden. Auch sind wohl keine Hufeisen im Wappen zu sehen. Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Hufeisenform den Innenhut eines Ritterhelms symbolisieren soll und damit die Macht der Schweppermanns.

Die Grabplatte Schweppermanns in der Kastler Klosterkirche

In einer Vorhalle der Kastler Klosterkirche steht an die Wand gelehnt die originale Grabplatte Seyfried Schweppermanns. Verwittert ist sie und an den Ecken bröckelt der Stein. Trotz der Jahrhunderte lässt sich das Bildnis eines Ritters erkennen, außenherum sein Name und das Sterbejahr 1337. Zu Schweppermanns Geburtsjahr und Geburtsort gibt es keine gesicherten Erkenntnisse, weiß Hermann Römer.

"Und da streiten sich hier im Umkreis einige Ortschaften, die behaupten, wir dürfen uns als Geburtsort von Schweppermann feiern, auch das ist sehr ungewiss, denn es gibt keinen gesicherten Geburtsort."

Hermann Römer, ehemaliger Heimatpfleger in Kastl

Fest steht nur, dass Seyfried Schweppermann erst im Dienst der Grafen von Hirschberg stand und später nach Nürnberg zog. Hier heiratete er seine Frau Katharina. Das Paar bekam neun Kinder, sechs Söhne und drei Töchter. Es könnte sein, dass Schweppermann als Schultheis für den Burggrafen von Nürnberg tätig war. Denn der Name Seyfried taucht in einem Dokument auf, gesichert ist jedoch auch das nicht, denn aus der damaligen Zeit gibt es nicht viele Urkunden, erzählt Walter Bauernfeind vom Nürnberger Stadtarchiv. Belegt ist jedoch, dass Seyfried Schweppermann mit dem Burggrafen 1313 in die Schlacht von Gammelsdorf im heutigen Landkreis Freising gezogen ist:

"Da haben wir eine Urkunde vom 28. April 1315 hat der König Ludwig seinem Getreuen Seyfried Schweppermann eine Urkunde ausgestellt, wo wir ein bekanntes Zitat sehen, wo er expressis schreibt: Den er bei uns nahm in dem Geritt, also in der Schlacht zu Gammelsdorf und dafür gibt er ihm seine Burg zu Grünsberg."

Walter Bauernfeind vom Nürnberger Stadtarchiv

Die Entscheidungsschlacht um die Krone

Schon bei der Schlacht von Gammelsdorf stand Schweppermann auf der Seite Ludwig des Bayern und fiel durch besondere Tapferkeit auf. Die Legende von den Eiern wird jedoch der Entscheidungsschlacht um die Krone neun Jahre später zugeordnet, erklärt Heimatpfleger Hermann Römer

"Unmittelbar nach der Schlacht war König Ludwig so voller Freunde, dass das Ganze für ihn so günstig ausgegangen ist. Und so wollte er seinen Soldaten ein Festmahl bieten, aber die ganze Gegend war, ich sag’s jetzt auf bayerisch, leergefressen. Und so haben die Truppen nur einige Körbe voller Eier gebracht und dann kam dieser schöne Ausspruch von König Ludwig: Jedem Mann ein Ei und dem tapferen Seyfried Schweppermann zwei."

Hermann Römer, ehemaliger Heimatpfleger in Kastl

Dass Schweppermann zu dieser Zeit bereits Mitte 60 war und kaum mehr an Schlachten teilgenommen haben kann, tut der Legende keinen Abbruch, die übrigens erst sehr viel später entstanden ist. Seinen Lebensabend verbrachte Schweppermann auf Burg Grünsberg bei Altdorf im Nürnberger Land. Seine Familie ließ ihn in der Kastler Klosterkirche begraben, was damals ein große Ehre war.

Zwei Eier ragen aus einem Pokal heraus

Vor der Grabplatte in der Klosterkirche steht eine Ehrentumba, in die im 18. Jahrhundert die Gebeine Schweppermanns gelegt wurden. Die reich verzierte Tumba ließ der damalige Abt, ein großer Verehrer Schweppermanns, aus wertvollem Berger Muschelmarmor fertigen. Die legendären zwei Eier ragen ganz oben aus einem Pokal heraus. Eine Inschrift erinnert an den tapferen Ritter.

"Hier liegt begraben, der Seyfried Schweppermann, alles Tun und Wandelns wohlgetan, der zu Sandersdorf tat das Beste. Er ist nun tot, Gott sei ihm gnädig."

Inschrift auf der Grabplatte von Seyfried Schweppermann

Um an seinen berühmtesten Toten zu erinnern, veranstaltet Kastl alle fünf Jahre im Sommer Schweppermann-Festspiele in der weitläufigen Klosteranlage. Allerdings müssen die erst mal ausfallen, denn die Klosterbauten samt leerstehendem Gymnasium werden derzeit saniert und umgebaut. Nach zehn Jahren Leerstand soll eine Polizeischule einziehen.


20