Bayern 2 - Zeit für Bayern


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Mehr als eine Lesung "Dr. Katzenbergers Badereise" von Jean Paul

Er hieß Johann Paul Friedrich Richter, nannte sich selbst aber Jean Paul. Vor 250 Jahren wurde er in Wunsiedel geborenen. Neben sprachvertrackten Werken verfasste er auch leichter lesbare Kost wie "Dr. Katzenbergers Badereise".

Author: Bernd Noack

Published at: 10-3-2013 | Archiv

Dr. Katzenbergers Badereise | Bild: BR-Studio Franken/Andreas Höfig

Die Geschichte von "Dr. Katzenbergers Badereise" handelt von einem schrulligen "anatomischen Professor", der "veritable ausgestopfte Missgeburten" sammelt und mit seinen Theorien und seiner Logik die Lebenden vor den Kopf stößt. Diese Satire zeigt einmal mehr Jean Pauls wunderbare Fähigkeit, die menschlichen Schwächen sowohl elegant wie auch mit beißendem Witz auf den Punkt zu bringen.

Sinniges von Jean Paul

Die Armut und die Hoffnung sind Mutter und Tochter. Indem man sich mit der Tochter unterhält, vergisst man die andere.

Erinnerung ist das einzige Paradies, woraus wir nicht vertrieben werden können.

Der Hauptfehler des Menschen bleibt, dass er so viele kleine hat.

Es ist Zeit, zur Ruhe zu gehen.

Bücher sind nur dickere Briefe an Freunde.

Niemand hat weniger Ehrgefühl als eine Regierung.

Vielleicht gibt es schönere Zeiten, aber diese ist unsere.

Die Blumen schlafen, aber nicht das Gras.

Bücher sind die stehende Armee der Freiheit.

Man kommt leichter zu jedem anderen als zu sich selbst.

Nichts ist fataler, als wenn gerade die letzte Flasche altes Bier schlecht wird.

"Für ihn würde ich mich prügeln"

In der Gaststätte Rollwenzelei bei Bayreuth hatte Jean Paul seine Studierstube.

Zeit für Bayern-Autor Bernd Noack stellt das Buch vor und sucht nach den Spuren, die es hinterlassen hat: in der Meckelschen Sammlung anatomischer Präparate in Halle, im thüringischen Kurort Bad Liebenstein, der als Vorbild für Jean Pauls fiktives Bad Maulbronn gilt, und in den Studierstuben von Germanistik-Professoren, die heute Tricks und Kniffe (er)finden müssen, um Studenten wieder für einen Dichter zu begeistern, von dem Arno Schmidt einst sagte, er sei "einer unserer Großen, einer von den Zwanzig, für die ich mich mit der ganzen Welt prügeln würde".

Hintergründiger Humor und köstliche Sprache

Jean Paul ist 1825 in Bayreuth verstorben. Vor seinen voluminösen, sprachvertrackten und menschheitsabgründigen Werken schrecken auch heute noch viele Leser zurück. Doch neben Büchern, über die sich Philologen nach wie vor die Köpfe zerbrechen, dem "Titan" etwa, dem "Hesperus" oder dem "Komet", gibt es leichter lesbare Kostbarkeiten aus der Feder des auch im Leben kauzigen Literaten. Sie gehören seit über zwei Jahrhunderten zum Hausschatz der deutschen Dichtung, geliebt wegen ihres hintergründigen Humors, ihrer köstlichen Sprache und lebensreichen Weisheit: "Siebenkäs" oder das "Schulmeisterlein Wutz" – und natürlich die Geschichte von "Dr. Katzenbergers Badereise".


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