Bayern 2 - Zeit für Bayern


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Klosterruine Gnadenberg Romantisches Eintauchen in die Oberpfälzer Gotik

Die Oberpfalz gilt als Land der Burgen und Schlösser. Hier kann man Burgen besichtigen wie in Falkenberg in Landkreis Tirschenreuth oder in Wolfsegg bei Regensburg. Natürlich stehen hier auch romantische Burgruinen: In Flossenbürg an der Grenze nach Tschechien in Stockenfels im Landkreis Schwandorf oder in Runding bei Cham. Eine Besonderheit in der Oberpfalz ist die weithin unbekannte Ruine eines Klosters: Die stehen in der westlichen Oberpfalz: In Gnadenberg in der Gemeinde Berg im Landkreis Neumarkt.

Von: Thomas Muggenthaler

Stand: 01.05.2016 | Archiv

Angebote von Busunternehmen, hier immer wieder mit Ausflügen Station zu machen, haben die Gnadenberger abgelehnt. Das ehemalige Kloster soll ein Ziel für Individualisten bleiben. Hier kann man aber auch einen Ausflug ins Grüne machen. In Gnadenberg beginnt und endet der Fünf Täler Wanderweg, ein Wanderweg auf dem man einen Tag lang unterwegs ist. 

Mitten in dem kleinen Ort Gnadenberg stehen die mächtigen Ruinen einer Klosterkirche. Kein Dach, kein Fußboden, nur die Außenmauern mit ihren riesigen gotischen Fenstern stehen noch. Gnadenberg war ein Kloster der Birgitterinnen, auch das eine Rarität, sagt Sandra Frauenknecht. Die promovierte Historikerin ist Vorsitzende des kulturhistorischen Vereins hier im Ort und kennt die Geschichte des Klosters und des Ordens. Es wurde als eines von 27 Klöstern 1420 erbaut und im Dreißigjährigen Krieg zerstört.

In dem Kloster lebten 60 Nonnen und maximal 25 Männer: Priester, Diakone, Brüder. und hier gaben die Frauen den Ton. Sie kümmerten sich um die wirtschaftlichen Belange! Chefin des Klosters war die Äbtissin

Männer und Frauen lebten natürlich strikt getrennt, die Nonnen haben auch den Kirchenboden nie betreten erklärte Sandra Frauenknecht, die sich intensiv mit dem Kloster und den Birgitterinnen beschäftigt hat.

Das Kloster an der alten Handelsstraße zwischen Nürnberg und Neumarkt erlebte eine kurze Blüte. Nach der Reformation endet Mitte des 16. Jahrhunderts das klösterliche Leben. Aber vor der Reformation war Gnadenberg beliebt, auch bei Wallfahrern.

Die Wallfahrer benutzten natürlich einen anderen Kircheneingang wie die Nonnen und die Mönche. Diesen Eingang kann man heute noch sehen. Hinein ging es durch die Pforte der Sünde, hinaus durch die Pforte der Vergebung.

Ein Gebäude des Klosters aber ist erhalten geblieben. Es ist der der Bereich, in dem die Nonnen gelebt haben. Und den hat die Gemeinde im letzten Jahr für eineinhalb Millionen Euro saniert.

Natürlich will die Gemeinde Berg jetzt auch Wanderer und Besucher hierher locken zu den imposanten Resten eines denkwürdigen Klosters. Berg liegt am äußersten westlichen Rand der Oberpfalz. Hier ist man mehr nach Nürnberg orientiert als nach Weiden Amberg oder Regensburg.

Die Gnadenberger, gelegentlich genervt vom Durchgangsverkehr an der Straße Neumarkt-Nürnberg, sind jedenfalls froh, dass das zuletzt nur mit einer Notsicherung vor dem Einsturz gerettete Klostergebäude jetzt saniert ist.


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