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Materialien für den Schulunterricht

"Die eigene Vergangenheit" zum Downloaden Materialien für den Schulunterricht

Stand: 30.11.2016

Unterricht in einer Schulklasse | Bild: colourbox.com

Lebensbezug / Die Sendung im Unterricht

Bei vielen Schülerinnen und Schülern sind Hirnreifung und Identitätsbildung noch nicht abgeschlossen. Und vielleicht einmal abgesehen von der Einschulung oder dem ersten Kuss haben sie noch nicht allzu viele bedeutsame Erfahrungen gemacht. Auch die erste große "erinnerungsintensive Lebensphase", die der Sozialpsychologe Harald Welzer zwischen dem 17. und 22. Lebensjahr vorortet, steht ihnen noch bevor.
Dennoch sollten sich Jugendliche mit dem Gehirn und seiner Entwicklung beschäftigen und erfahren, welche Bedeutung die Vorstellung von der eigenen Vergangenheit für die Identitätsbildung hat. Sie sollten auch für Biografiearbeit sensibilisiert werden und verstehen, wie wichtig sie für Menschen, die unter Depressionen, Beziehungsproblemen oder Minderwertigkeitskomplexen leiden, sein kann. Biografiearbeit, also die Beschäftigung mit Erinnerungen, hilft aus festgefahrenen seelischen Zuständen auszubrechen und die Zukunftsplanung neu voranzutreiben.
Außerdem sollten die Schülerinnen und Schüler erfahren, dass Biografiearbeit in einer alternden Gesellschaft zunehmend wichtiger wird. Immer mehr alte Menschen werden künftig den Lebensabend in Heimen verbringen, der Sektor Altenpflege dürfte zum Jobmotor werden. Wer hier tätig ist, muss sich mit Biografiearbeit vertraut machen. Den Heimbewohnern hilft Biografiearbeit den Geist wach zu halten, dem Pflegepersonal, die Bewohner mit ihren vielfältigen Lebenswegen und Bedürfnissen - die Spanne reicht von ehemaligen 68ern bis zu Migranten - besser zu verstehen.
Und auch das weit verbreitete Lebensmotto "Glücklich ist, wer vergisst", darf hinterfragt werden - im privaten wie im gesellschaftlichen Bereich. Die Sendung macht deutlich, dass individualpsychologische Betrachtungsweisen auch auf kollektive politische Prozesse übertragen werden können. Wie die Einzelperson kann auch eine Gesellschaft durch Erinnern ein neues Verhältnis zu sich selbst gewinnen.
Das Erinnern - nach wie vor aktuell sind die Verbrechen im "Dritten Reich" und in der Sowjetischen Besatzungszone/DDR - ist deshalb für das Verständnis der Gegenwart und die Zukunftsplanung unentbehrlich. Gerade vor dem Hintergrund eines zunehmenden Rassismus lohnt es sich den schleichenden Prozess der Diskriminierung, Verfolgung und Vernichtung von Juden in der NS-Zeit zu betrachten und zu fragen, wie aus "Normalbürgern" Täter wurden.

Arbeitsblätter

Nach dem Hören der Sendung können sich die Schülerinnen und Schüler mit den Arbeitsblättern beschäftigen.
Arbeitsblatt 1 (mit Audioclip 1): Erinnerungen haben Macht über unser Leben
Arbeitsblatt 2 (mit Audioclip 2): Auseinandersetzung mit Erinnerungen
Arbeitsblatt 3 (mit Audioclip 3): Vergangenheitsbewältigung in Deutschland

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