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Das Thema Pro und Contra

Stand: 21.06.2012 | Archiv

Wolf im Sommer | Bild: Bayerwald-Tierpark Lohberg

"Herzlich willkommen!" - Naturschützer bejubeln die Rückkehr des Wolfes

Für zahlreiche Natur- und Umweltschützer ist der Wolf der Retter der Wildnis, er steht für Anarchie, Freiheit und Abenteuer.

Die Argumente:

  • Das Artensterben hält weltweit an. Freuen wir uns deshalb über die Rückkehr des Wolfes.
  • Der Wolf stellt keine Gefahr dar. Wölfe vermeiden Begegnungen mit Menschen. Es gibt kaum Angriffe und wenn, dann handelt es sich um außergewöhnliche Umstände, zum Beispiel wenn die Raubtiere wie in US-Nationalparks gefüttert werden.
  • Mensch und Wolf können zusammenleben, der Mensch muss dem Wolf allerdings Rückzugsräume zugestehen, in denen er seine Jungen ungestört aufziehen kann.
  • Der Wolf muss wieder Teil des Ökosystems werden. Er ist ein bedeutendes Glied der Nahrungskette. Als großer Beutegreifer frisst er Rehe, Wildschweine und Hirsche. Er jagt bevorzugt alte und kranke Tiere.
  • Der Jäger kann den Wolf nicht als Regulator im Ökosystem ersetzen. In unseren Wäldern gibt es zu viel Schalenwild, Verbissschäden behindern die Entwicklung des Jungwaldes. Der Wolf wird helfen, Rehe und Hirsche entscheidend zu dezimieren. Das bedeutet: Wölfe fressen zum Vorteil der Natur.
  • Der Wolf findet in Deutschland gute Lebensbedingungen. Besonders geeignet sind der Alpenraum und die Mittelgebirge. Bis zu 450 Rudel könnten hier Platz finden.
  • Wölfe erbeuten nicht nur Wild-, sondern auch Haustiere. Es gibt jedoch wirksame Schutzmaßnahmen wie Spezialzäune für Schafherden und speziell ausgebildete Herdenschutzhunde.
  • Wenn Schafe und andere Haustiere gerissen werden, muss der Besitzer Entschädigung erhalten. So werden Konflikte entschärft.

"Zu viel Wolf ist nicht gut für Deutschland!" - Bauern und Jäger fürchten den Räuber

Bauern und Jäger sehen sich in der Tradition einer Jahrhunderte langen Nutzung der Natur durch den Menschen. Sie wollen sich die Kontrolle nicht von einem großen Beutegreifer aus der Hand nehmen lassen, Herren der Wälder bleiben und selbst über "Regulierungsmaßnahmen" entscheiden.

Die Argumente:

  • Wölfe werden von Städtern und Teilen des Naturschutzes verharmlost, verniedlicht, teilweise vergöttert. Dass sie Raubtiere sind, wird verdrängt.
  • Große Teile Deutschlands sind keine Wildnis, sondern eine Kulturlandschaft. Wir wissen gar nicht, wie sich große Beutegreifer in dieser Umgebung verhalten. Wölfe haben sich derzeit in Brandenburg und Sachsen in größerer Zahl festgesetzt. Sie leben dort in dünn besiedelten Regionen oder auf Truppenübungsplätzen. Sie treffen hier kaum auf Menschen. Doch was geschieht, wenn sie weiter ins Innere Deutschlands vordringen?
  • Wölfe sind sehr anpassungs- und lernfähig. Sie erkennen sehr schnell, dass Schafe und andere Weidetiere eine leichte Beute sind und werden bevorzugt diese Tiere verspeisen. Es droht das "Schweigen der Lämmer"! Warum soll ein Wolf mühsam ein wehrhaftes Wildschwein jagen, wenn er sich problemlos ein Schaf holen kann?
  • Die bisherige Scheu der Wölfe hängt nicht zuletzt mit der Jahrhunderte andauernden Bejagung durch die Menschen zusammen. Nur achtsame Tiere überlebten und wurden selektiert. Diese Situation hat sich geändert. Jungwölfe unserer Tage erfahren den Menschen nicht mehr als Bedrohung, sie könnten irgendwann den Respekt verlieren - und was dann?
  • Nehmen wir an, die Wölfe fühlen sich bei uns wohl und vermehren sich. Irgendwann wird ihr Territorium zu klein. Werden sie zur Gefahr für Haustiere und Menschen? Vergreifen sie sich an Hunden und Katzen, dringen sie in Siedlungen vor?
  • Herdenschutzhunde und Entschädigungszahlungen an Schäfer und Rinderhalter sind auf lange Sicht keine Lösung.
  • Wenn sich Wölfe in einer Gegend niederlassen, muss man sie genau beobachten und gegebenenfalls entsprechenden Maßnahmen treffen. Der Abschuss von "Problemwölfen" darf kein Tabu sein.

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