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Ärzte ohne Grenzen Situation in Aleppo "wirklich katastrophal"

Volker Westerbarkey verlangt, dass im syrischen Aleppo die Sicherheit von Krankenhäusern wieder gewährleistet werden müsse. Das betont der Präsident der deutschen Sektion von Ärzte ohne Grenzen in der radioWelt auf Bayern 2.

Stand: 17.08.2016

Ruine in Aleppo | Bild: picture-alliance/dpa

"Die Situation ist wirklich katastrophal. Die Krankenhäuser sind überladen mit Kriegsverletzten. Es ist nicht ausreichend Verbandsmaterial da, weil wir schon seit längerer Zeit auch nichts mehr in die Stadt liefern konnten."

Volker Westerbarkey

Der Präsident der deutschen Sektion von Ärzte ohne Grenzen sagte mit Blick auf Angriffe auf Krankenhäuser in Aleppo: "Die Menschen fürchten sich vor Krankenhäusern, weil sie wissen, dass sie dort einer größeren Gefahr ausgesetzt sind als wenn sie zuhause bleiben."

Nur noch 35 Ärzte in ganz Aleppo

"Teilweise gibt es nicht genug Beatmungsgeräte. Aber auch ganz einfache Operationen, wie eine Blinddarmoperation oder ein Kaiserschnitt für eine hochschwangere Frau sind kaum noch möglich, weil einfach die notwendigen Materialen nicht mehr vorhanden sind", so Volker Westerbarkey über den Mangel in den Krankenhäusern von Aleppo.

Er schätzt, dass es derzeit in Aleppo noch ungefähr 35 Ärzte gebe - bei einer Bevölkerungszahl von bis zu 300.000 Menschen.

"Das zeigt natürlich wie katastrophal es um die medizinische Versorgung der Menschen bestellt ist."

Volker Westerbarkey

Volker Westerbarkey fordert im radioWelt-Interview einen besseren Schutz für die medizinischen Einrichtungen.

Keine Sicherheit für Ärzte - die neue Normalität

"Für die Sicherheit garantiert keiner. Das ist unser großes Problem, weshalb wir selbst nicht vor Ort sein können. Keiner der Kriegsparteien garantiert uns, dass wir dort unbeschadet unsere Arbeit verrichten können. Und genauso garantiert uns auch niemand, den sicheren Zugang, um dringende Materialen zu liefern."

Volker Westerbarkey

Diese Lage entwickle sich leider zu einer neuen Normalität in Kriegsgebieten, beklagt Volker Westerbarkey. Das sei "ein Verstoß gegen internationales Recht, ein Menschenrecht, was klar regelt, was erlaubt sein muss", so Westerbarkey in der radioWelt. "Ärzten und medizinischem Personal muss Schutz gewährleistet werden in kriegerischen Zusammenhängen."

"Verantwortlich sind alle kriegsführenden Parteien, die vor allem in Aleppo wirklich Verantwortung mit Füssen treten."

Volker Westerbarkey


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