Bayern 2 - radioTexte


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Giacomo Leopardi Italiens großer Poet und Pessimist

Für Walter Benjamin war er ein "ironischer Engel": der italienische Lyriker Giacomo Leopardi (1798 - 1837). Die radioTexte stellen Auszüge aus dem vielschichtigen Werk des großen Autors vor, mal melancholische Gedichte, mal satirisch-witzige Dialoge zwischen Himmelsgewalten und Spukgestalten.

Von: Kirsten Böttcher

Stand: 06.06.2019 | Archiv

Blick auf das italienische Recanati, der Geburtsstadt des Dichters Giacomo Leopardi | Bild: picture-alliance/dpa

Vom Lernen, über unsere Leiden zu lachen

"Ich ertrage ohnehin nur noch Poeten, die auch Denker sind wie Leopardi."

(Friedrich Nietzsche)

Giacomo Leopardi (1798-1837)

Der italienische Dichter Giacomo Leopardi wurde nur 39 Jahre alt, davon verbrachte er die ersten vierundzwanzig leidend am Fenster seines elterlichen Schlosses im provinziellen Recanati - aufgrund einer schweren Rückgratverkrümmung. Kein Wunder also, dass Leopardi schon früh ein pessimistisches Weltbild entwickelt hatte. Daneben war er außerordentlich gebildet, arbeitete sich durch die riesige Bibliothek der Leopardis, war in sechs Sprachen unterrichtet worden. Nachdem er endlich mit fast fünfundzwanzig Jahren Recanati verlassen hatte, stürzte er sich, so gut es seine schwache Gesundheit zuließ, ins pralle Leben der italienischen Metropolen - Rom, Mailand, Bologna, Florenz und Neapel.

Seine dichterische Laufbahn begann im Jahre 1820. Helden seiner Lyrik waren Patrioten, die gegen Widrigkeiten ankämpften. Seine 1827 erschienene "Operette morali" gilt als Musterbeispiel satirisch-philosophischer Prosa, oft in Gestalt dialogischer Szenen, voller Geist, Witz und Ironie.

"Alles ist Tollheit in dieser Welt, außer es toll in diesem Leben zu treiben.
Alles ist lächerlich in dieser Welt, außer man lacht über alles.
Alles ist eitel in dieser Welt, außer dem schönen Trug und den angenehmen  Eitelkeiten."

(Giacomo Leopardi)

Seinen Weltruhm verdankt er den „Canti“, die ihn gleichzeitig in Konflikt mit den Obrigkeiten brachten . Diese „Gesänge“ wurden immer wieder in mehreren Sprachen nachgedichtet. Die Schweizer Autorin und Übersetzerin Alice Vollenweider hat die kleinen Meisterwerke des pessimistischen Poeta vollständig ins Deutsche übersetzt. In ausgewählten Dialogen unterhalten sich: Erde und Mond, ein Kobold und ein Gnom, ein Kalenderverkäufer und ein Passant.

Es lesen Karin Kernke, Jörg Hube, Michael Habeck und Wolf Euba.

Moderation und Redaktion: Antonio Pellegrino

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