Bayern 2 - radioTexte


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Fabian Busch liest Barbara Kingsolver: Demon Copperhead

„Erst einmal musste ichs schaffen, auf die Welt zu kommen.“ Armut, Drogen, Gewalt – und ein Junge, der all den Widrigkeiten trotzt. Eine moderne Version von „David Copperfield“. Lesung mit Fabian Busch.

Stand: 27.03.2024

"Ich habe das echte Meer noch nie gesehen, nur Fotos und den hypnotisierenden Bildschirmschoner mit sich auftürmenden und brechenden Wellen auf einem Computer in der Bücherei. Was weiß ich also schon vom Meer, wo ich doch noch immer nicht auf seinem sandigen Bart gestanden und ihm ins Auge gesehen habe? Ich warte noch immer darauf, das eine große Ding zu sehen, von dem ich weiß, dass es mich nicht bei lebendigem Leib verschlingen wird."

(aus: Barbara Kingsolver, Demon Copperhead)

Als Damon Fields zur Welt kommt, liegt die Mutter bewusstlos im Rausch. Die junge Frau ist drogenabhängig, der Vater tot, die Nachbarn, die ihr den Trailer als Quartier gegeben haben, finden sie und helfen dem neugeborenen Kind. Die Umstände, in denen Damon geboren wird, sind alles andere als gut. Er wächst in Armut in einem der reichsten Länder der Welt auf, aufgrund der Sucht der Mutter lebt er zeitweise mit anderen Waisenkindern auf einer Farm. An seinem elften Geburtstag stirbt die Mutter an einer Überdosis Oxycodon, einem legal verschriebenen Schmerzmittel. Sie gehört zu den zehntausenden Opfern der Opioid-Krise in den USA.

In ihrem Roman „Demon Copperhead“ erzählt Barbara Kingsolver eine Geschichte der USA in unserer Zeit – eine Geschichte über den unbarmherzigen, brutalen Kapitalismus, über strukturelle Armut, systematische Benachteiligung und ihre Folgen. Die Region, in der Damon Fields alias Demon Copperhead aufwächst, die Region der Appalachen, ist die ärmste in den Vereinigten Staaten. „Das Land wurde meist als eine innere Kolonie betrachtet“, sagt die amerikanische Schriftstellerin im Gespräch. Eindrücklich schildert sie in ihrem Roman die damit verbundenen Verheerungen in den Seelen der Menschen.

Damon, der Ich-Erzähler im Roman, trotz diesen Widrigkeiten, mit einer besonderen inneren Stärke, mit Humor und einem ironischen Blick auf das Leben. Er liebt Comic-Superhelden, zeichnet und träumt vom Meer. Dass er uns seine immer wieder harte Geschichte erzählt, verdankt sich zudem einer besonderen Begegnung. Barbara Kingsolver hat lange überlegt, wie sie den großem Stoff, der sie umtrieb, am besten fassen könne. Bei einem Besuch in London, auf den Spuren von Charles Dickens, kam ihr die Idee. Inspiriert vom Roman „David Copperfield“ wollte sie eine moderne Version dieser Geschichte erzählen. „Demon Copperhead“, ausgezeichnet mit dem Pulitzerpreis und dem britischen Women’s Prize für Fiction, ist damit auch eine beeindruckende Auseinandersetzung mit einem der großen Romane der Moderne.

Barbara Kingsolvers Roman „Demon Copperhead“ – aus dem Amerikanischen Englisch großartig übersetzt von Dirk van Gunsteren – ist bei dtv erschienen. Im Argon-Verlag gibt es die vollständige Lesung mit dem Schauspieler Fabian Busch. Mit freundlicher Erlaubnis der Verlage dürfen wir diese Ausgabe der radioTexte auch im Bayern 2-Pdocast Lesungen in der ARD Audiothek anbieten. Redaktion: Niels Beintker

Und außerdem ...

Gespräch und Lesung bekommen einen neuen Platz auf Bayern 2: ab dem 6. April 2024 sind sie zu finden immer samstags im „Bayern 2 Salon“, von 14.05 bis 15 Uhr.

Und auch der Bayern 2 Podcast „Lesungen“ erhält einen neuen Namen.

Im Bayern 2 Podcast „Buchgefühl – reden und lesen“ in der ARD Audiothek finden Sie in Zukunft unsere Autorengespräche und kurze Lesungen zu aktuellen Büchern. Und keine Sorge, dort stehen weiterhin auch die radioTexte-Folgen.


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