Bayern 2 - Gedanken zum Tag


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Susanne Breit-Keßler Gedanken zur Pfingstzeit

Zwei Frauen, zwei Kulturen, zwei Religionen.

Stand: 24.05.2024

Gedanken zur Pfingstzeit - Symbolbild | Bild: BR

24 Mai

Freitag, 24. Mai 2024

Ich bin für eine Stiftung ins Ausland unterwegs - mit einer arabischen Fluggesellschaft. Kurz vor dem Start der Maschine erklingt eine sonore, warme Stimme. Die Anzeige auf den Monitoren informiert darüber, dass ein Reisegebet aus dem Koran gesprochen wird. Eines, das, so nehme ich an, um Begleitung und Beistand Gottes für die Reise bittet. Mir gefällt das. Nichts ist selbstverständlich, auch nicht, dass man gut dort ankommt, wo man hinwill. Ich spreche halblaut mein Reisegebet dazu. Es ist Psalm 23: "Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen. Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich." Die Stewardess kommt vorbei und möchte mir etwas zu trinken reichen. Als sie mich beten sieht, verneigt sie sich freundlich und zieht sich zurück. Mein Getränk bekomme ich wenig später. Wir schauen uns an und lächeln. Zwei Frauen, zwei Kulturen, zwei Religionen. Das geht. Aber es braucht den Verzicht darauf, sich unbedingt durchsetzen zu wollen. Es braucht Respekt und die Ehrfurcht vor einem Gott, der will, dass alle Menschen unbeschadet leben.

Susanne Breit-Keßler / unveröffentlichter Text


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