Schon beim Erwachen können mich verschiedene Gedanken in eine innere Unruhe bringen. Ich bin noch müde, aber mein Kopf ist schon sehr aktiv. Was ich heute nicht alles tun muss! Und erst morgen!! Ein Gedanke hetzt den anderen. Die Gedanken sind frei, sie können weiterbringen, inspirieren - und sie können sehr angstbesetzt sein. (…) Schon beim Aufstehen kann ich einüben, meinen vielen Gedanken liebevoll-bestimmt Grenzen zu setzen, (…) Zugänge zu meinem tieferen Selbst zu eröffnen, zu meiner Mitte, wo ich sein darf und wo Achtsamkeit und Mitgefühl entfaltet werden können. Darum halte ich beim Aufstehen einen Moment inne. Ich nehme Ein- und Ausatmen wahr, damit ich meinen denkenden Geist beruhigen kann. Mein Rhythmus erinnert mich an den Geschenkcharakter allen Lebens. (…) Heute lasse ich mich nicht leben, sondern lebe aus meiner atmenden Mitte.

Entnommen aus: Pierre Stutz "Atempausen für die Seele", Herder Verlag, Freiburg 2013