Bayern 2 - Gedanken zum Tag


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Johanna Haberer Gedanken zur Osterzeit

Viele Menschen reden nicht gern darüber. Aber viele Menschen machen die gleiche Erfahrung.

Stand: 06.04.2024

Gedanken zur Osterzeit | Bild: BR

06 April

Samstag, 06. April 2024

Viele Menschen reden nicht gern darüber. Aber viele Menschen machen die gleiche Erfahrung. Wenn ein Mensch stirbt, den wir lieben, dann heißt das nicht, dass der Verstorbene einfach weg ist. In Filmen wird das bisweilen dargestellt: Da bewegt sich der Verstorbene irgendwie noch durch die Wohnung. Er ist ein Erinnerungsbild und setzt sich hartnäckig in unseren Gedanken fest. Der Philosoph Wilhelm Schmid hat dieser Erfahrung ein ganzes Büchlein gewidmet, das gerade auf den Markt gekommen ist. "Den Tod überleben" ist der Titel. Darin erzählt er vom langen Abschied von seiner geliebten Frau, die vor etwa zwei Jahren verstorben ist. Und er erzählt, wie er, ein logisch denkender Mensch, der religiös nicht sonderlich musikalisch ist, nach dem Tod dieses lieben Menschen plötzlich Erfahrungen macht, die er nicht einfach wegwischen und unter "Einbildung" abheften kann. Er empfindet die Präsenz einer Energie in der Wohnung und an den Orten, die sie geteilt haben. Und so gibt er sich Zeit, um seine Frau zu verabschieden. Vielleicht, so sinniert er, unterliegen wir alle dem Energieerhaltungssatz, dem wichtigsten Satz der Physik. Energie kann nicht erzeugt oder vernichtet werden. Sie ist einfach da und wechselt lediglich ihre Erscheinungsform? Vielleicht ist das das Geheimnis des Todes? Nein - des Lebens?

Johanna Haberer / unveröffentlichter Text


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