Bayern 2 - Gedanken zum Tag


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Johanna Haberer Gedanken zur Osterzeit

Der Tod ist verschlungen in den Sieg.

Stand: 04.04.2024

Gedanken zur Osterzeit | Bild: BR

04 April

Donnerstag, 04. April 2024

Der Tod ist verschlungen in den Sieg. Das schreibt der Apostel Paulus an die frisch getauften Menschen in Korinth. Und er begründet damit eine Tradition, die besonders in der orthodoxen Kirche bis heute gepflegt wird. Das Osterlachen. Die Menschen feiern in der Osternacht ausgelassen den Sieg über den Tod und sie erzählen sich zotige Witze und feiern und trinken Wein und - lachen eben. Das christliche Lachen ist ein befreites Lachen, darüber, dass der Tod keine Macht mehr über uns hat, auch wenn wir sterben müssen. Der Tod bestimmt nicht mehr unser Leben. Das ist der Satz, auf dem wir predigen, auf dem wir Kapellen bauen und Kirchen renovieren. Das ist der Satz, mit dem wir Friedhöfe anlegen und Grabsteine aufstellen und Grabkreuze. Der Satz, der uns erlaubt auf jeden Grabstein eines Menschen einen Namen und ein Geburtsdatum zu schreiben. Denn wir glauben, dass jeder Mensch in seiner Biographie mit seinem eigenen Tod verschlungen ist in Gottes Sieg. Dass kein Mensch verloren geht. Das ist das Fundament unseres Lachens. Wir lachen unter Tränen. Wir lachen auf den Gräbern. Man kann das Lachen der Christen nicht trennen vom Schmerz und vom Tod. Verschlungen sind sie ineinander. Das christliche Lachen aber bricht dem letzten Ernst des Lebens die Spitze. Der Tod ist nichts anderes als der Übergang in eine andere Existenzform bei Gott, der die Quelle des Lebens ist.

Johanna Haberer / unveröffentlichter Text


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