Bayern 2 - Fernweh


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Belgrad-Magazin Serbiens Hauptstadt im Umbruch

Unsere Korrespondentinnen und Korrespondenten aus dem ARD-Studio Südosteuropa zeigen uns die Stadt und deren Bewohner, die gerne mal das Fußballstadion zum Kochen bringen, aber auch leidenschaftlich über das gigantische Bauprojekt Belgrade Waterfront streiten. Dass stattliche Museen seit Jahren geschlossen sind, verwundert zwar Touristen, tangiert aber die Flüchtlinge in der Stadt weniger. Moderation: Jörg Paas

Stand: 28.10.2016

Serbiens Hauptstadt im Umbruch | Bild: colourbox.com

Belgrads Stadtbild - Vom 'jugoslawischen Brutalismus' bis heute

'Jugoslawischer Brutalismus' - der Genex-Turm

Nach Wien und Budapest ist Belgrad die drittgrößte Stadt an der Donau. Die serbische Metropole spielte und spielt eine Schlüsselrolle zwischen Ost und West und hat aus diesem Grund viele Kriege erlebt. In ihrer langen Geschichte wurde die Stadt mehr als 30 Mal vollkommen zerstört, aber immer wieder aufgebaut. Allein im 20. Jahrhundert überstand Belgrad drei Bombardierungen, die letzte 1999 durch die NATO. Das hat Spuren im Stadtbild hinterlassen. Belgrad steht  bei Touristen nicht ganz oben auf der Reisewunschliste, doch sie zählt zu den europäischen Metropolen im Umbruch, wie Karla Engelhard berichtet.

Der Turmbau zu Belgrad - Das Projekt Belgrade Waterfront

Am Ufer der Save soll ein ganz neues Stadtviertel entstehen, mit dem höchsten Turm zwischen Wien und Istanbul, der größten Shopping Mall des Balkans und Tausenden Luxus-Appartements. Zurzeit ist es Europas größte Baustelle, doch nicht nur die riesigen Dimensionen des Projekts Belgrade Waterfront sorgen in der Hauptstadt für Streit: auch das äußerst fragwürdige Vorgehen der Bauherren im Vorfeld schockte viele: "Zwischen zwei und vier Uhr früh kamen 30 maskierte Männer mit Bulldozern und haben diesen zentralen Teil des Stadtviertels abgerissen", sagt die Bürgerinitiative. Die meisten befürworten eine Wiederbelebung des Save-Ufers, doch wenn schon, dann bitte mit den Kräften und dem Potenzial der einheimischen Kreativen. Ralf Borchard hat die Großbaustelle besucht.

Wann öffnen die Museen? - Ein wunder Punkt in der Hauptstadt

Seit 2003 geschlossen - Das Nationalmuseum in Belgrad

Eine Millionenmetropole mit derart wechselvoller Geschichte, in der unterschiedlichste Kulturen aufeinandertrafen oder sich vermischten – das schreit geradezu nach Überlieferung und Dokumentation, zum Beispiel durch museale Aufbereitung. Aber genau das ist ein wunder Punkt in Belgrad: Serbiens Nationalmuseum am Platz der Republik etwa ist seit 13 Jahren geschlossen - wegen Baufälligkeit. Mehr als 400.000 Exponate bleiben im Verborgenen. Leider ist es nicht das einzige Institut in der Hauptstadt, bei dem Interessierte vor verschlossenen Türen stehen. Über die Hintergründe und medienwirksamen Versprechungen des Kultusministers hinsichtlich einer Wiedereröffnung berichtet Andra Beer.

Fußball-Leidenschaft - Die Belgrader und ihr Stadion

Das "Marakana": Früher hatten hier angeblich über 100.000 Zuschauer Platz

Benannt ist es seit 2014 nach dem Jugo-Rekord-Torschützen Rajko Mitić, das Stadion von Roter Stern Belgrad in der serbischen Hauptstadt. Im Volksmund aber heißt das 1964 eröffnete Stadtion weiterhin "Marakana", in Anlehnung an das legendäre Estádio do Maracanã in Rio de Janeiro. Die Sportstätte verströmt einen rauhen Charme, berichtet Stephan Ozsváth, denn obwohl offiziell 60.000 Zuschauer hineinpassen, gehen nur noch die Hardcore-Fans des Clubs Roter Stern hin. Kein Wunder, sind doch Bengalos, Böller, fliegende Sitzschalen absolut normal im Marakana.

Belgrads Flüchtlinge - Eine Helferin berichtet aus ihrem Alltag

Irena (li.) hilft Flüchtlingen in Belgrad

Auch wenn die vielzitierte Balkanroute dicht ist: immer noch kommen Flüchtlinge in Belgrad an. Ralf Borchard hat Irena, eine angehende Lehrerin, begleitet: die freiwillige Arbeit für die Flüchtlingshilfsorganisation "Info Park" hat ihr Leben verändert. Ohne jede Ausbildung ist sie zur Sozialarbeiterin, Psychologin, Managerin von Schicksalen geworden. Die Menschen, die hier ankommen, haben meist Schreckliches erlebt, den Krieg im syrischen Aleppo oder Taliban-Angriffe in Afghanistan, die Flucht durch die Türkei, dann meist durch Bulgarien oder Mazedonien. Das geht auch an Irena nicht spurlos vorbei...

Playlist

Boban i Marko Marković Orkestar: Sat (Instr.)

Bilja Krstić: Quinces and Apples

Goran Bregović: So nevo si

Marija Šerivović: Molitva

Kal: Madame Boucxereaux

Zdravko Čolić: Zbogom, Ivana

Zeljko Joksimović: Lane moje


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