Bayern 2

     

Bayerisches Feuilleton Fredl Fesl zum 75. Geburtstag

Aus: "Fredl Fesl - Das Beste! Melankomisches Musikkabarett" Der bayerische Musiker und Sänger Fredl Fesl. | Bild: BR/Ralf Wilschewski

Sonntag, 03.07.2022
20:05 bis 21:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Der König von Bairisch-Absurdistan
Die zwei Leben des Fredl Fesl
Von Thomas Grasberger

Wiederholung vom Samstag, 8.05 Uhr
Siehe auch Freitag, 8. Juli 2022, 14.05 Uhr
Diese Sendung hören Sie auch in der BR Radio App und ist als Podcast verfügbar.

Wenn Fredl Fesl am 7. Juli seinen 75. Geburtstag feiert, wird er mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurückschauen: auf das reiche und bewegte Leben eines Mannes mit vielen Begabungen - als Handwerker und Erfinder, als Waller-Angler und Baggerfahrer, vor allem aber als Wort-Artist und Komödiant, der im Leben - und viele Jahre lang auch auf der Bühne - seine Zuhörer begeistert und zum Lachen gebracht hat. Was Fredl Fesl anpackt, wird meistens schräg; manchmal sogar schief. Aber es funktioniert nicht selten viel besser als bei den "geraden" Leuten. Schon der Beginn seiner Karriere war reichlich ungewöhnlich. Als junger Mann in den 1970er Jahren hatte er abends oft einen Gitarrenkoffer bei sich, um den Eintritt in die Musikkneipen Münchens zu sparen. Einmal aber erwischte es ihn doch: auf der Kleinkunstbühne des "Song Parnass". Er sollte einspringen - die Musiker des Abends hatten eine Autopanne. Fesl nahm die Herausforderung an und begeisterte sein Publikum mit minutenlangen Vorreden und eher kurzen bayerischen Liedern. Beides war geprägt von einem absurd erscheinenden Witz, der nur auf den ersten Blick harmlos daherkommt.

Für Manche war Fesl nur der Blödel-Barde mit der Prinz-Eisenherz-Frisur. Andere erkannten aber auch den ab- und hintergründigen Humor eines bairischen "Melankomikers". Mit Songs wie dem "Anlassjodler", dem "Fensterstock Hias", dem "Taxilied" oder dem "Ritter Sepp" eroberte Fesl erst die Kleinkunstbühnen und bald auch die Konzertsäle und das Fernsehpublikum. "Weil er immer so unverständliche Sachen sang, wurde bald alle Welt auf ihn aufmerksam" - diese Songzeile aus dem Fesl-Lied "Der Cowboy" hat autobiografische Qualität. Bald herrschte der König von Bairisch-Absurdistan weit über Bayerns Grenzen hinaus - als Gebieter über alle Lachmuskeln. Doch dann traf ihn plötzlich die Absurdität des Lebens selbst: Diagnose Morbus Parkinson. Mit ihr beginnt Fesls zweites Leben: Nicht immer lustig, nicht immer einfach, aber auch nie ganz ohne Humor. Zum 75. Geburtstag des Künstlers lässt Thomas Grasberger die beiden Leben des Fredl Fesl akustisch Revue passieren.

(BR 2022)

Hörkino zum Frühstück statt Frühstücksfernsehen

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