Bayern 2

     

Bayerisches Feuilleton Königin der Nebenrollen

Rosl Mayr (l.) in dem Film "Die dressierte Frau", Deutschland 1972, Regie: Ernst Hofbauer | Bild: picture alliance/dpa/United Archives/IFTN / IFTN

Samstag, 05.12.2020
08:05 bis 09:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Königin der Nebenrollen
Rosl Mayr - die "schrullige Alte" des deutschen Films
Von Silke Wolfrum

Wiederholung am Sonntag, 20.05 Uhr, Bayern 2
Als Podcast verfügbar

Ihre Markenzeichen: eine unverwechselbare kreischende Stimme, ein absoluter Charakterkopf (lange Nase, Hängebacken) und komische Hüte. Rosl Mayr, die "schrullige Alte", war in den bayerischen Film,- Fernseh- und Theaterproduktionen der 1970er-Jahre quasi allgegenwärtig, zählte angeblich sogar zu den meistbeschäftigten Schauspielerinnen dieser Zeit.

Jahrzehntelang trat sie in allen gängigen Genres und Formaten auf: Kammerspiele, Komödienstadel, Krimi, Kinderfilm lagen ihr genauso wie Heimat- und Sexfilme. Mal war sie die nimmermüde Denunziantin Frau Gmeinwieser in "Polizeiinspektion 1", dann wieder die neidisch nörgelnde Alte in Sexfilmchen wie dem "Schulmädchen-Report". Oft trat sie nur kurz in Erscheinung, sagte Sätze wie "So nackad war i ja ned amol in meiner Hochzeitsnacht!" und verschwand wieder.

Als eine Art personifizierter running gag der bayerischen Filmwelt spielte sie mit allen bekannten Größen zusammen: Gustl Bayrhammer, Walter Sedlmayr, Uschi Glas, Toni Berger, Ruth Drexel etc. pp. Sie selbst war aber stets nur "die Nebenrolle". Trotzdem hat wohl niemand geahnt, dass dieser "Mensch der Freude", wie sie Theaterintendant Hans Reinhard Müller bei ihrem Begräbnis auf dem Münchner Ostfriedhof nannte, einmal völlig verarmt und allein sterben würde. Die Bestattungskosten übernahm das Paul-Klinger-Künstlersozialwerk.

Silke Wolfrum folgt den schon fast verwischten Spuren einer außergewöhnlichen Frau und lässt die Blütezeit der volkstümlichen bayerischen Schauspielkunst noch einmal aufleben.

Hörkino zum Frühstück statt Frühstücksfernsehen

Das Bayerische Feuilleton erzählt keine Geschichten, die schon 100 Mal erzählt wurden. Alle Spielarten von Geschichte hinter den Geschichten sind möglich. Wir nutzen die Chance für Spott, Scherz, Satire und Ironie. Uns interessieren Themen, in denen sich reale Ortschaften mit Literatur und Kunst verbinden. Wir schätzen Originale in der schönen neuen Medienwelt der "Unauffälligen". Wir bieten radiophone Geschichten mit Gedankenstoff und Spielraum für Gefühle. Als journalistisches Genre hat das Bayerische Feuilleton eine anspruchsvolle Tradition.