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Vor 25 Jahren: Der Putsch in der UdSSR Gorbatschows tiefe Demütigung

Am 20. August 1991 wollte Michail Gorbatschow, Präsident der UdSSR, einen neuen Unionsvertrag mit den sowjetischen Teilrepubliken unterschreiben. Der sollte ihnen mehr Freiheiten zugestehen. Doch dann kam der Putsch.

Von: Nina Landhofer

Stand: 19.08.2016

Die Moskauer Bevölkerung leistet am 19. August 1991 Widerstand gegen einrollende Panzer der Roten Armee vor dem russischen Regierungsgebäude, dem "Weissen Haus".  | Bild: picture-alliance/dpa

"In der gesamten Innenstadt sind schwere Schützenpanzer sowie gepanzerte Fahrzeuge postiert - und zwar an allen wichtigen Brücken, den zentralen Kreuzungen und rund um den Kreml. Ein aus an die hundert Panzerfahrzeugen bestehender Ring ist um den Roten Platz und um den Kreml gebildet worden." Das berichtete am 19. August 1991 der ARD-Korrespondent Hermann Krause aus Moskau.

Janajew verhängt Ausnahmezustand - Gorbatschow unter Hausarrest

Vizepräsident Gennadi Janajew

Die ganze Innenstadt und vor allem das Weiße Haus, der damalige Sitz des sowjetischen Ministerrates, wurden belagert. Die Nachrichtenagentur Tass berichtete, dass Michail Gorbatschow erkrankt sei und die Amtsgeschäfte nicht mehr ausüben könne. Vizepräsident Gennadi Janajew verhängte den Ausnahmezustand. Derweil stand Gorbatschow in seinem Feriendomizil auf der Krim unter Hausarrest.

Immer mehr Regionen der UdSSR fordern Eigenständigkeit

Schon Ende der 80er-Jahre wurden die Folgen von Gorbatschows Politik der Perestroika und Glasnost sichtbar: Die Länder des Warschauer Paktes konnten nunmehr ihre Staatsform selbst bestimmen - der Kalte Krieg wurde beendet, und Deutschland bekam seine Wiedervereinigung. Litauen spaltete sich von der UdSSR ab, andere Teilrepubliken forderten mehr Eigenständigkeit.

Der alte Kader in der UdSSR bekam Angst

Doch das passte nicht allen im alten Kommunistischen Kader: Im August 1991 begehrte die alte Garde auf, mit Panzern, hatte Angst um ihre Macht. Es war der verzweifelte Versuch, zu retten, was schon längst verloren war. Der Westen: beunruhigt - der Weg in eine neue Welt schien gefährdet.

"Wir fordern die sowjetische Führung auf, die Menschen- und Bürgerrechte zu achten. Wir sprechen die Erwartung aus, dass die Politik des friedlichen Ausgleichs, insbesondere der Abrüstung und der Rüstungskontrolle fortgesetzt wird. Wir unterstreichen, dass die Sowjetunion mit einer weiteren westlichen Hilfe nur rechnen kann, wenn sie diese Voraussetzungen erfüllt und die Politik der Demokratisierung und Reformen weiterführt."

Der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl

Jelzin ruft das Volk zum Widerstand auf

Boris Jelzin steht in Moskau mit Gesinnungsgenossen auf einem Panzer

Doch die Putschisten rechneten nicht mit Boris Jelzin, der erst einen Monat zuvor zum Präsidenten der russischen Teilrepublik gewählt worden war. Er kletterte auf einen Panzer und rief in einer "Rede an die Bürger" das Volk  zum Widerstand auf. Mit Erfolg. Der Korrespondentenbericht von damals: "Jelzin sagte, in Leningrad hätten bereits Streiks begonnen, im Ural hätten Arbeiter ihre Fabrik verlassen. Den Machtwechsel bezeichnete Jelzin als verfassungswidrigen, reaktionären Staatsstreich. Gorbatschow müsse sofort in das Amt des Staatspräsidenten wieder eingesetzt werden."

Das Ende - des Putsches und der Macht Gorbatschows

Zwei Tage später, am 21. August, war der Putsch beendet. Zu viele hatten sich den Panzern auf der Straße entgegengestellt. Das Volk hatte gewonnen, das kommunistische Regime verloren. Mit ihm aber auch Gorbatschow, tief gedemütigt. Getrieben von einem immer mächtiger auftrumpfenden Jelzin trat er im Dezember zurück.

"Ich habe mich immer prinzipiell für die Selbständigkeit und die Unabhängigkeit der Völker eingesetzt. Gleichzeitig aber auch für die Ganzheit des Staates. Die Ereignisse haben sich aber anders entwickelt. Die Linie hin zur Teilung des Landes hat gesiegt. Und damit kann ich mich nicht einverstanden erklären."

Michail Gorbatschow, ehemaliger sowjetischer Präsident

Der Vielvölkerstaat, der 70 Jahre lang durch eine Mischung aus Gewalt und Zugeständnissen zusammengehalten war, zerfiel endgültig. Das Land geprägt von einer optimistischen Aufbruchstimmung der Russen in einen neue Zeit. Heute beurteilen laut einer Studie nur noch zehn Prozent der Russen den Zerfall der Sowjetunion als positiv.


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