Bayern 2

     

Bayerisches Feuilleton Bayerische Berufungen: Der Schmied

Schmied bei der Arbeit | Bild: picture-alliance/dpa / Heinz von Heydenaber

Samstag, 03.09.2016
08:05 bis 09:00 Uhr

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BAYERN 2

"Bayerische Berufungen und Instanzen"
6) Der Schmied
Von Thomas Grasberger
Als Podcast verfügbar
Wiederholung am Sonntag, 20.05 Uhr, Bayern 2

Den muskulösen Oberkörper entblößt, schwingt er mit grimmigem Blick und dichtem Rauschebart seinen Hammer über der Hitze der Esse. Der Schmied ist die Personifikation des bodenständigen, hart arbeitenden Mannes. Einer, der auch mal voranmarschiert, wenn's ernst wird - wie einst der legendäre Schmied von Kochel, der in Bayern zum Inbegriff seiner Zunft wurde.

Das Klischee hält sich wacker und prägt unser Bild vom Berufsstand bis heute. Dabei wird schnell übersehen, dass der Hüter des Feuers und Gestalter des Eisens immer mehr war als nur ein Kraftprotz und "Hau Drauf". Nämlich ein kreativer Handwerker, ein feinfühliger Künstler und geheimnisumwitterter Bewahrer alten Wissens um besondere Kulturtechniken.

Seit 3000 Jahren ist der Schmied eine Institution. Schließlich produzierte er nicht nur die materiellen Grundlagen für die Entwicklung unserer Zivilisation, er schmiedete auch jene kostbaren Waffen, die für Krieg und Zerstörung herhalten mussten. Ein Berufsstand also, der immer auch eine mythische Dimension hatte. Denn wer tagein tagaus in Rauch, Schwefel und Hitze aus rotglühendem Eisen Neues schaffte, der stand nicht selten im Ruch, mit dem Teufel im Bunde zu sein. Aber weil dieser Magier seinen Mitmenschen durch sein umfassendes Wissen oft um einen Schritt voraus war, hatte der Schmied schon in frühesten Gesellschaften immer auch eine besondere Stellung.

Bis in die jüngste Zeit hinein stand die Schmiede buchstäblich in der Mitte des Dorfes. Ob für Rüstungen, Hufe, Töpfe oder Schwerter, immer war der Schmied gefragt, als Spezialist und Allrounder in einem. Und heute? Die traditionellen Huf-, Grob-, Kessel- oder Kupferschmiede sind eher selten geworden. Aber allen Unkenrufen zum Trotz ist der Schmied nicht ausgestorben, auch wenn er heute anders heißen mag. Trotz zahlreicher Wandlungen und Krisen - er lebt.

Thomas Grasberger folgt dem schwefligen Geruch von Schmiedekohle und den Klängen der Hämmer, die bis heute aus den Werkstätten zu vernehmen sind.

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