Bayern 2

     

Bayerisches Feuilleton Der Theaterberserker Christian Stückl

Christian Stückl auf einer Pressekonferenz zu den Oberammergauer Passionsspielen (2007) | Bild: picture-alliance/dpa/epa-Bildfunk/Matthias Schrader

Sonntag, 13.12.2015
20:05 bis 21:00 Uhr

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BAYERN 2

Der passionierte Theaterberserker
Christian Stückl - ein Porträt
Von Viola Schenz
Als Podcast verfügbar
Wiederholung vom Samstag, 8.05 Uhr

Er ist der bekannteste zeitgenössische Oberammergauer, das Gesicht des Ortes, der jüngste und talentierteste Passionsspielleiter, den das kleine Alpendorf  je hervorgebracht hat.

Er interessierte sich von klein auf fürs Theaterspielen

Wie es sich für einen gebürtigen Oberammergauer gehört, lernte der Gastwirtsohn Christian Stückl erst mal Holzbildhauer. Aber wie es sich für einen Oberammergauer ebenfalls gehört, hat er sich von klein auf fürs Theaterspielen interessiert, zog schon als Bub lieber als Nikolaus verkleidet von Haus zu Haus statt Hausaufgaben zu machen.

Ein konservativer Rebell

Begeisterter Theatermacher ist er bis heute, mit Verve stürzt er sich auf jedes Projekt. Meriten hat der 54 Jahre alte Kettenraucher etliche gesammelt: Regisseur an den Münchner Kammerspielen, Regisseur des "Jedermann" bei den Salzburger Festspielen oder bei der Eröffnungsfeier der Fußball-Weltmeisterschaft in München, Gründer des "Heimatsound Festivals" in seinem Heimatort, Intendant des Münchner Volkstheaters- und natürlich vor allem: seit 1990 Leiter der Passionsspiele. Als solcher besitzt er den Ruf eines konservativen Rebellen: Stückl hat die Spiele im Lauf der Jahrzehnte grundreformiert, sie von antisemitischen Altlasten befreit, damit aber dem Dorf einiges zugemutet. Die meisten Oberammergauer wissen, was sie ihm zu verdanken haben, manche verbindet mit ihm eine Hassliebe. Es gab Zeiten, da wurde Stückl die Haustür zugemauert und mit Schmähsprüchen besprüht; aber jeder Oberammergauer weiß um seine Fangemeinde "da draußen" - und dass der Ort ohne ihn nicht kann.

Als Intendant schenkt er auch mal Bier aus

Nicht alles, was Stückl auf die Bühne stellt, findet bei Publikum und Kritikern Applaus. Gemocht wird er dennoch - weil er sich nicht verstellt und immer sagt, was er denkt; weil er viel wagt; weil er sich für nichts zu schade ist und selbst als Intendant Karten abreißt und in den Pausen Bier ausschenkt.

Viola Schenz hat Stückl bei seiner Arbeit und durch Oberammergau begleitet, mit Weggefährten, Widersachern, Bewunderern, Schauspielern und Politikern gesprochen.

Hörkino zum Frühstück statt Frühstücksfernsehen

Das Bayerische Feuilleton erzählt keine Geschichten, die schon 100 Mal erzählt wurden. Alle Spielarten von Geschichte hinter den Geschichten sind möglich. Wir nutzen die Chance für Spott, Scherz, Satire und Ironie. Uns interessieren Themen, in denen sich reale Ortschaften mit Literatur und Kunst verbinden. Wir schätzen Originale in der schönen neuen Medienwelt der "Unauffälligen". Wir bieten radiophone Geschichten mit Gedankenstoff und Spielraum für Gefühle. Als journalistisches Genre hat das Bayerische Feuilleton eine anspruchsvolle Tradition.