Bayern 2

     

Zeit für Bayern Von Scheintoten und Porzellanfiguren

Comedia dell' arte Figuren von Franz Anton Bustelli im Bayerischen Nationalmuseum München | Bild: BR / Sarah Khosh-Amoz

Samstag, 29.10.2022
12:05 bis 13:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Von der Angst lebendig begraben zu werden
Der Scheintod
Von Dirk Kruse

Irdenes Statussymbol
Weißes Gold aus Nymphenburg
Von Sarah Khosh-Amoz

Wiederholung um 21.05 Uhr
Diese Sendung hören Sie auch in der BR Radio App bei Bayern 2 und ist als Podcast verfügbar.

Von der Angst lebendig begraben zu werden
Der Scheintod
Von Dirk Kruse

Lebendig begraben zu werden ist eine uralte Angst des Menschen. Lange Zeit allerdings keine besonders virulente. Doch dann diskutieren Mediziner Mitte des 18. Jahrhunderts öffentlich darüber, ob ein fehlender Puls und ein nicht mehr erkennbarer Atem als einzige Todeszeichen ausreichen. Diese Zweifel der Wissenschaft an der Eindeutigkeit des Todes schüren die Ängste der Bevölkerung vor dem lebendig begraben werden enorm und steigern sich zu einer regelrechten Massenhysterie. Es werden zahlreiche Patente für Sicherheitssärge mit Glockenzügen eingereicht und Goethes Leibarzt Hufeland lässt in Weimar das erste Leichenhaus bauen, in dem die aufgebahrten Toten mehrere Tage lang akribisch beobachtet werden, bevor sie unter die Erde kommen.
Der Scheintod beschäftigt auch die Literaten. In Zeitungen, Chroniken und Volkskalendern erscheinen immer häufiger grässliche Geschichten über Totgeglaubte und Wiederauferstandene, lebende Leichen und elendig im Grab Erstickte. Goethe und Heine, Poe und Karl May schreiben entsetzliche Erzählungen darüber, Friederike Kempner, Gottfried Keller und Ludwig Hirsch dichten beängstigende Balladen. Bis ins 20. Jahrhundert hinein erscheinen diese Geschichten über Scheintote, doch echte Fälle werden kaum je nachgewiesen. Trotzdem haben selbst die Ärzte unter den Schriftstellern enorme Angst davor lebendig begraben zu werden, wie etwa Gottfried Benn oder Alfred Schnitzler, die testamentarisch den Herzstich an ihrer eigenen Leiche verfügen.
Eine gruselige und grotesk-komische Reise durch die literarische Welt des Scheintods.

Irdenes Statussymbol
Weißes Gold aus Nymphenburg
Von Sarah Khosh-Amoz

Edel, fein, zerbrechlich, Porzellan gilt als etwas Besonderes. Auf dem Tisch und in der Vitrine. In Nymphenburg wird die hohe Kunst der Porzellanherstellung seit 275 Jahren gepflegt. Und trotz Industrialisierung und Computertechnik werden die Preziosen komplett von Hand in Techniken gefertigt, die von Generation zu Generation weitergegeben und bewahrt werden - Nymphenburg ist die weltweit letzte Reinstmanufaktur. Einzig die Brennöfen werden elektrisch betrieben. Ein Abzweiger der Würm versorgt Drehscheiben und Massemühlen mit Energie. Khosh-Amoz hat den Künstler*Innen bei der Arbeit über die Schulter geschaut. Wie letztlich aus einem Erdgemisch eine Tasse wird, handgearbeitet und so teuer, dass sie gar als Statussymbol taugt, und warum das in Zeiten von Discounter-Geschirr funktioniert, erfahren Sie in dieser "Zeit für Bayern"-Sendung. 

Akustische Reisen durch Bayerns Regionen

Zeit für Bayern zeigt das Land im Herzen Europas in seiner ganzen Vielfalt. Eine unterhaltsame Heimatkunde für alle, ob alteingesessen oder neuzugezogen, ob aus Kempten oder Köln, Nürnberg oder Neapel, Berlin, Bagdad oder Berchtesgaden. Denn Heimat ist da, wo man sich kennt und auskennt. Zeit für Bayern bietet die Gelegenheit, die Landstriche und die Menschen Altbayerns, Frankens und Schwabens näher kennen zu lernen und neu zu erfahren - bayerisches Leben und bayerisches Lebensgefühl abseits aller Klischees.

"Zeit für Bayern" ... sollte jeder haben!