Bayern 2

     

Bayern - Land und Leute Die Schlossherrin und ihre Schule

Montag, 15.08.2022
13:05 bis 13:30 Uhr

BAYERN 2

"Christlich und zu guettem Wandel"
Die Schlossherrin und ihre Schule
Von Carola Zinner

Diese Sendung hören Sie auch in der BR Radio App bei Bayern 2 und ist als Podcast verfügbar.

Die geborene Salzburgerin Magdalena von Haunzperg war in ihrer Jugend Ende des 16. Jahrhunderts ein richtiges "Jet-Set Girl": Die Tochter eines reichen Handelsmannes galt als eines der schönsten Mädchen der Stadt. Ihr erster Gemahl wurde von den Eltern ausgesucht; der reiche Bankier, 35 Jahre älter als sie, starb jedoch schon bald nach der Hochzeit. Den zweiten wählte die junge Witwe selbst: Sebastian von Haunzperg war der Abkömmling einer bedeutenden österreichischen Adelsfamilie.

Das junge Ehepaar übersiedelte ins Bayerische, wo es gleich mehrere Hofmarken kaufte. Eine davon, Schwindegg nahe Mühldorf am Inn, wurde fortan zum Lebensmittelpunkt der Familie. Hier frönte das reiche Paar seiner großen Leidenschaft für das Bauen, hier übte es sich aber auch in jener Frömmigkeit und christlichen Mildtätigkeit, die zu den Tugenden der Zeit gehörten.

Die Bettler, die an den Almosentagen scharenweise zum Schloss strömten, erhielten alle eine Geldspende, mit der sie glücklich davonzogen. Allerdings nur, wie Magdalena von Haunzperg eines Tages entrüstet feststellte, bis zur nahen Schlosswirtschaft, wo sie sich damit ein paar schöne Stunden machten. So beschloss die Adelige, ihre Mildtätigkeit in Zukunft nachhaltiger auszuüben und gründete eine Schule, die erste und für lange Zeit einzige für die Kinder aus Schwindegg und Umgebung.

Der Historiker Professor Joachim Wild, ehemaliger Direktor des Bayerischen Hauptstaatsarchivs, schildert die bayerischen Lebensverhältnisse des frühen 17. Jahrhunderts anhand einer Frauenbiographie, die gleichzeitig außergewöhnlich ist und typisch für jene Zeit.

BR 2021