Bayern 2

     

IQ - Wissenschaft und Forschung Das große Greenwashing

Illustration einer Person mit Klemmbrett vor Industriegebäuden, die eine CO2 Wolke ausstoßen. | Bild: colourbox.com

Donnerstag, 21.04.2022
18:05 bis 18:30 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Das große Greenwashing
Schadet CO2-Kompensation mehr als sie nutzt?
Von Miriam Stumpfe

Diese Sendung hören Sie auch in der BR Radio App und ist als Podcast verfügbar.

CO2-neutral reisen, fliegen oder Pakete versenden. Unternehmen wie Privatleute wollen klimafreundlich werden und schreiben sich ehrgeizige Ziele auf die Fahnen. Oft steckt aber wenig aktiver Klimaschutz dahinter, sondern sie sichern sich vor allem CO2-Gutschriften als Kompensation. Am Ende schadet das dem Klima mehr als es nutzt. Nicht nur, dass die Projekte, die hinter solchen Kompensationen stecken, oft nicht seriös sind. Die Möglichkeiten, überhaupt Projekte für solche CO2-Gutschriften zu finden, werden immer weniger: Wind- und Solarparks, die über solche Zertifikate in Ländern des Südens finanziert werden, bringen selten wirklich zusätzlichen Klimaschutz. Und wenn zum Ausgleich für Flugmeilen oder CO2-intensive Zementfabriken irgendwo auf der Welt Bäume gepflanzt werden, dann geht die Rechnung der Kompensation auch nicht auf. Zwar sind mehr gesunde Wälder ein Muss, wenn wir das 1,5-Grad-Ziel aus dem Pariser Klimaabkommen erreichen wollen. Doch sie können nie garantieren, dass sie Kohlendioxid wirklich dauerhaft speichern, Waldbrände oder Dürren sind eine wachsende Gefahr.
Die Situation ist paradox: Zertifikate für CO2-Gutschriften sind auf dem freiwilligen Markt begehrt wie nie. Aber es kommen kaum neue hinzu. Gehandelt wird in großen Stil stattdessen mit Schrottzertifikaten, die aus der Zeit des sog. Kyoto-Protokolls noch übrig sind, also dem Vorgänger des Pariser Klimaabkommens. Am Ende kann das dem Klima mehr schaden als nutzen.

Redaktion: Miriam Stumpfe

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