Nachtstudio Stillgestanden!

Wie die Klimakrise mein Leben kontrolliert
Von Tobi Müller
Diese Sendung hören Sie auch in der BR Radio App und ist als Podcast verfügbar.

Der Wintermantel ist zehn Jahre alt und zwei Mal geflickt, die Schuhe sind noch älter, aber neu besohlt, in den Urlaub fahre ich mit der Bahn. Dabei vermisse ich New York und Tokio sehr. Es geht vorerst nicht ums Geld, denn ich lebe in Prenzlauer-Berg, dem Berliner Besser-Bio-Bezirk. Nein, es geht um Kontrolle: der Emissionen, der Ressourcen, des Verbrauchs - der Klimawandel schreit mich täglich an. Stillgestanden, nichts kaufen, daheim bleiben! Das gibt auch Konflikte mit Familie und Freunden, wenn man nicht mehr fliegen möchte. Nur schön ist das nicht.

Doch kann die Einschränkung auch Raum für etwas Neues schaffen? Und warum muss ich die Klimakatastrophe mit individuellen Konsumentscheidungen abwenden? Ist das nicht dieser neoliberale Unsinn, wenn der Einzelne gesellschaftliche Probleme lösen muss? Und bringt dieser Rigorismus überhaupt etwas?

Ich brauche Rat. Vielleicht kann mir der grüne Professor für Nachhaltigkeit beibringen, wo ich wirklich etwas beitragen kann? Und schafft es die junge Liberale, mir das schlechte Gewissen auszureden, wenn mir die Freunde einen Flug in den gemeinsamen Winterurlaub schenken? Ein persönlicher Essay aus der alltäglichen Klimakatastrophe, flankiert von zwei Experten.