Bayern 2

     

Bayerisches Feuilleton Bayern zithert

Petra Hamberger, Josef Pfitzer und Lisbeth Genghammer nach einem historischen Zitherkonzert | Bild: Privat

Sonntag, 05.12.2021
20:05 bis 21:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Bayern zithert
Ein volkstümliches Instrument zwischen Tradition und Avantgarde
Von Sarah Khosh-Amoz

Wiederholung vom Samstag, 8.05 Uhr
Diese Sendung hören Sie auch in der BR Radio App und ist als Podcast verfügbar.

Die Zither weckt Gedanken an Almidyllen mit rauschenden Gebirgsbächen und gilt als klassisches Instrument des bayerischen Oberlands. In Wahrheit stammt sie aus den rußgeschwärzten Arbeitervorstädten Münchens. Die erste moderne Zither entstand in den Händen eines Haidhausener Ziegelarbeiters etwa um 1837. Bald darauf trat sie einen unvergleichlichen Siegeszug an: vom einfachen "Bauern- und Lumpeninstrument" hin zum bayerischen Nationalinstrument.
Diese Erfolgsgeschichte ist eng mit Herzog Max in Bayern verbunden. Wäre Herzog Max nicht am 22. Februar 1837 im Bamberger Nationaltheater vom Zitherspiel eines gewissen Johann Petzmayer verzaubert worden, hätte es die Zither womöglich nur zu einer Fußnote in der Musikgeschichte gebracht. Herzog Max war vom Klang des damals noch unbekannten Instrumentes derart begeistert, dass er beschloss, Petzmayer als Lehrer mit nach München zu nehmen. Aus dem Gastwirtssohn Petzmayer wurde der persönliche Kammervirtuose des Herzogs, aus Herzog Max der "Zithermaxl". Die Zither selbst wurde damit hoffähig und gleichsam in den Adelsstand erhoben. Da auch das Bürgertum reges Interesse zeigte, entwickelte sie sich zu einem richtigen Modeinstrument. 1866 wurde in München der erste von vielen Zitherclubs gegründet.

Seither hat das Instrument eine wechselvolle Geschichte erlebt, vor allem im Bereich der traditionellen alpenländischen Volksmusik. Wer nun aber glaubt, die Zither gehöre in die folkloristische Mottenkiste, hat sich getäuscht: Die Zither lebt und tönt stets auf der Höhe der Zeit. Bayern zithert! Ganz gleich, ob traditionell wie in Mittenwald, der Wiege des Zitherbaus, oder mit enthusiastischem Entdeckergeist wie in München und Umgebung. Auch rockig und avantgardistisch klingt der bayerische Zithersound. Sarah Khosh-Amoz hat allerlei Zitherpartien gesammelt und zeichnet die Entwicklung des Instrumentes nach, von den Ursprüngen bis in die Gegenwart, vom Scheitholt bis zur E-Zither.

BR 2015

Hörkino zum Frühstück statt Frühstücksfernsehen

Das Bayerische Feuilleton erzählt keine Geschichten, die schon 100 Mal erzählt wurden. Alle Spielarten von Geschichte hinter den Geschichten sind möglich. Wir nutzen die Chance für Spott, Scherz, Satire und Ironie. Uns interessieren Themen, in denen sich reale Ortschaften mit Literatur und Kunst verbinden. Wir schätzen Originale in der schönen neuen Medienwelt der "Unauffälligen". Wir bieten radiophone Geschichten mit Gedankenstoff und Spielraum für Gefühle. Als journalistisches Genre hat das Bayerische Feuilleton eine anspruchsvolle Tradition.