Bayern 2

     

Bayerisches Feuilleton Der Kini und der Zahn der Zeit

Eines der ersten Kautschuk-Gebisse mit Gebissfedern und Porzellanzähnen aus dem Jahr 1863. (Dentalmuseum in Zschadraß bei Colditz, Sachsen) | Bild: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild/Jan Woitas

Sonntag, 29.08.2021
20:05 bis 21:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Der Kini und der Zahn der Zeit
Geschichten von lädierten Beißwerkzeugen
Von Ulrich Zwack

Wiederholung vom Samstag, 8.05 Uhr
Als Podcast und in der neuen Bayern 2 App verfügbar

König Ludwig II. von Bayern, unser "Kini", war eine echte Naschkatze. Pralinés, Konfekt und anderen Süßigkeiten konnte er ebenso wenig widerstehen wie säurehaltigen Weinen, insbesondere Champagner. Von Zahnhygiene hielt er jedoch gar nichts. Entsprechend verheerend war der Zustand seines Gebisses. Jahrzehntelang plagten ihn furchtbare Zahnschmerzen, er stank bestialisch aus dem Mund und als er - erst 41 Jahre alt - starb, besaß er im Oberkiefer keinen einzigen Zahn mehr und im Unterkiefer nur mehr ein paar wackelige, schwarze Stummel.

Mit den Zahnproblemen befand sich der Wittelsbacher freilich in allerbester Gesellschaft: Ludwig XIV. von Frankreich, dem "Sonnenkönig", fehlten sämtliche Beißer, Friedrich dem Großen von Preußen im Alter die Vorderzähne. George Washington litt unter notorisch schlechtsitzenden Zahnprothesen. Queen Victoria verfügte nicht über die nötige Geduld, sich dritte Zähne anpassen zu lassen. Und der "Märchenkönig"? Hasste Zahnärzte ganz generell. Preußische ließ er erst gar nicht an sich heran. Dabei machte die Zahnheilkunde just zu seiner Zeit - und nicht zuletzt in Preußen - gewaltige Fortschritte.

Eine Tour de force durch die Geschichte der Dentologie, mit royalem Zuschnitt und dem Schwerpunkt auf bayerischen Befindlichkeiten. Man könnte auch sagen: Ein zahnloses Feuilleton mit Biss von Ulrich Zwack.

BR 2019

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