Bayern 2

Hörspiel "M (1) – Eine Stadt sucht einen Mörder" von Schorsch Kamerun

Zusammenstellung vieler Bilder, auf denen Menschen sich umdrehen und hinter sich blicken | Bild: Residenztheater München

Donnerstag, 21.05.2020
21:05 bis 22:00 Uhr

BAYERN 2

M (1) - Eine Stadt sucht einen Mörder (Wer hat Angst vor was eigentlich?)
Nach Fritz Lang und Thea von Harbou
Von Schorsch Kamerun
Mit Valentino Dalle Mura, Massiamy Diaby, Evelyne Gugolz, Schorsch Kamerun, Sophie von Kessel, Delschad Numan Khorschid, Max Rothbart, Lisa Stiegler, Oliver Stokowski, Yodit Tarikwa sowie Cathy van Eck, Stephanie Müller, Johannes Öllinger und Hannah Weiss
Regie, Texte, Produktion und Musik: Schorsch Kamerun
Soundscapes: Cathy van Eck

Eine Koproduktion des BR mit dem Residenztheater München, 
in Zusammenarbeit mit der Münchener Biennale - Festival für neues Musiktheater

"Das Virus ist unter uns" lautet die tägliche Alarmmeldung an unser Menschsein seit März 2020. Strikte Maßnahmen gegen die Verbreitung der Pandemie verändern die Gesellschaft, den Stadtraum, die Kunst. Wo eine physische Bühnenaufführung im Münchner Marstall und in seiner Umgebung stattfinden sollte, herrschen Kontaktverbote wie allerorts. So wird das Radio als Ort der Öffentlichkeit zum zuerst möglichen Voraufführungs-Raum für eine künstlerische Auseinandersetzung mit den aktuell realen (und behaupteten) Ängsten der Gegenwart im Spiegel der Vergangenheit.

"Die Mörder sind unter uns" lautete der Arbeitstitel von Fritz Langs berühmtem Film "M" von 1931. Angeblich von den Nationalsozialisten zensiert, spiegelt er die Ambivalenz, mit der Fritz Lang und Thea von Harbou die Jagd auf den Serienmörder Hans Beckert schildern. 
Die eigentliche Hauptrolle spielt die zutiefst verunsicherte Metropole, deren Bevölkerung von den Kriegserlebnissen und der Weltwirtschaftskrise bitter gezeichnet ist. Der gesuchte Mörder durchschreitet das gesellschaftliche Panorama vom Straßenalltag bis zur Unterwelt und gibt dem alles beherrschenden Kampf ums Überleben einen Fokus, der Überangst ein Gesicht.
In der Adaption von Schorsch Kamerun, Musiker (Die Goldenen Zitronen), Theater- und Hörspielmacher, wird dieses Verhältnis umgedreht und der Stoff zur Folie der sich als permanent gefährdet empfindenden Gegenwart- die Corona Pandemie reiht sich hier wie bestätigend ein. Wer gehört wo, warum und von wem geschützt, wodurch kontrolliert und womit identifiziert? Gibt es überhaupt die eine Schuld, "den Schrecken", der dingfest zu machen ist? Schorsch Kamerun: "Ist M (München?) noch die Solidargemeinschaft Stadt, oder auf dem Weg, zu M (Mörder), einer hoch gefährdeten, uneinigen Bedrohungslage also, die von Rettern mit starken Armen in Sicherheit gebracht werden muss?"