Bayern 2

     

radioTexte am Samstag Albert Camus: Die Pest

Albert Camus | Bild: picture-alliance/dpa

Samstag, 02.11.2013
21:03 bis 22:00 Uhr

BAYERN 2

Vor 100 Jahren wurde Albert Camus geboren, Philosoph, Widerstandskämpfer, Nobelpreisträger – sein Roman "Die Pest" brachte das Lebensgefühl der Nachkriegszeit auf den Punkt. Lesung mit Hans Kremer.

Es beginnt mit einer toten Ratte im Treppenhaus. Es führt zur Abriegelung der Stadt, zu unzähligen Toten, die nicht mehr bestattet werden können, zu einer neuen Gretchenfrage. Wie hältst du es mit der Pest? Kämpfst du oder resignierst du? Zupacken, helfen, Abstand halten? Gar deuten? Der Arzt Rieux, die zentrale Figur in Camus' Roman, hat sich für den Kampf entschieden. Nach Gerechtigkeit, nach Sinn fragt er nicht: "Da die Weltordnung durch den Tod bestimmt wird, ist es für Gott vielleicht besser, dass man nicht an ihn glaubt und mit aller Kraft gegen den Tod kämpft, ohne die Augen zu diesem Himmel zu erheben, der schweigt." Jeder Sieg ist vorläufig, heißt es an einer Stelle. Albert Camus, der am 7. November vor 100 Jahren geboren wurde, veröffentlichte den Roman, mit dem er berühmt wurde, 1947. Das Buch wurde ein enormer Erfolg – seine Leser fanden die perfekte Allegorie auf die deutsche Besatzung Frankreichs darin. Aber es geht nicht nur um den zweiten Weltkrieg. Es geht um das Lebensgefühl des Absurden schlechthin, das Camus' Philosophie prägt, und auch um das Trotzdem, das der spätere Nobelpreisträger einer totalen Illusionslosigkeit entgegensetzt. Auszüge aus der Pest sind in den radioTexten am Samstag zu hören. Und in den radioTexten am Dienstag darauf: Camus' Essay über den Menschen in der Revolte. Moderation: Judith Heitkamp.