Bayern 2

     

Bayerisches Feuilleton Glufamichl und gscherte Moin

Schwaebische Teilnehmer mit einem Erntewaegele und Ziegen-Vierergespann beim Trachtenumzug beim Oktoberfest in Muenchen | Bild: Egginger, Karl-Heinz / Süddeutsche Zeitung Photo

Sonntag, 06.04.2014
20:05 bis 21:00 Uhr

  • Als Podcast verfügbar

BAYERN 2

Glufamichl und gscherte Moin
Auf dem Weg zum alemannisch-bajuwarischen Friedensdialog
Von Ulrike Zöller
(Nicht als Podcast verfügbar)
Wiederholung vom Samstag, 8.05 Uhr

Ein tiefer Bruch zieht sich durch den Süden des Freistaates. Der Graben zwischen den alemannischen Schwaben und den bajuwarischen Altbayern ist tiefer, als man denkt. Der Lech, die Grenze zwischen Oberbayern und Schwaben, ist nicht nur Sprachgrenze, teilt den Freistaat nicht nur in s-t und scht- Sprachler auf, der Lech teilt Welten: die des schwäbischen Mächlers, der unermüdlich Dinge erfindet, die seinen Alltag an Erfolgserlebnissen und finanziellen Gütern bereichern, und die des Baiern, der gern trinkt und feiert, dessen Lager und Geldbeutel aber ohnehin gefüllt sind. Und das möchte er gern jedem zeigen, der prunkende, protzende Barockmensch. Der Schwabe wiederum hat gern „sei Sach im Beutele“, nach außen hin aber zeigt der Wohlhabende ein Gesicht, das einer Kirchenmaus die Tränen ins Gesicht treibt.
Im Gegensatz zu den Oberbayern, deren Kultur stark mit den bajuwarischen Nachbarn in Österreich verwandt ist, verweisen die Schwaben gern auf ihre alemannischen Stammesgenossen in der Schweiz. Die alemannische Freiheitsbewegung stößt sich daran, dass Altbayerisches in den Medien und in der Kulturpflege allbestimmend ist, dass die zurückhaltende schwäbische Art überrollt wird von Menschen, die das Schloss Neuschwanstein im Ostallgäuer Stammesgebiet profitlich vermarkten, aber nicht auch nur einen Satz eines Allgäuer Bauern verstehen (wollen). Was auch schwer ist: Oder wissen Sie etwa, was ein Gliefele oder ein Glufamichl ist?
Es gibt übrigens viele unentdeckte Gemeinsamkeiten zwischen Bayern und Schwaben - und es gibt sicher auch Wege, die zueinander führen. Ein Beitrag von Ulrike Zöller zu einem multikulturellen innerbayerischen Friedensdialog.

Hörkino zum Frühstück statt Frühstücksfernsehen

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