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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Erdnuss-Kapitalismus

Mit Geld lassen sich viele Probleme lösen. Mit Geld lässt sich aber auch allerhand Unsinn anstellen. Manchmal ist es nicht leicht festzustellen, welcher der beiden Fälle vorliegt. Eine Glosse von Thomas Koppelt.

Von: Thomas Koppelt

Stand: 09.08.2023

Ein Leben ohne Erdnüsse ist möglich, aber nicht erstrebenswert. Erdnüsse enthalten jede Menge Vitamine, Nähr- und Ballaststoffe, vor allem aber etwas, was wahnsinnig gut schmeckt und süchtig macht. Ist die eine Packung mal geöffnet, schielt man bereits auf die nächste. Dass man sich allerdings für die handelsübliche Spielfilmlänge von eineinhalb Stunden gleich mit 48 Packungen Erdnüssen eindeckt, erscheint dann doch etwas übertrieben. Aber es kommt vor.

Eine 27-jährige Passagierin hat auf dem 90-minütigen Flug von Düsseldorf nach London alle an Bord befindlichen Erdnüsse aufgekauft. Es waren – Sie ahnen es – 48 Packungen. Das ist dreist. Mit Schaudern erinnern wir uns an die pandemische Klopapierknappheit im Jahr 2020. Drohen nun Erdnuss-Hamsterkäufe auf Kurzstreckenflügen? Die Geschichte wird noch seltsamer: Die Frau hat nicht nur alle Erdnüsse an Bord aufgekauft, sie hat sie dann anschließend nicht gegessen. Nicht mal eine einzige Packung hat sie geöffnet. Sie reagiert nämlich allergisch auf Erdnüsse. Und damit niemand an Bord eine Erdnusspackung öffnen und damit Erdnussstaub freisetzen kann, hat sie den anderen Fluggästen einfach alle weggekauft. Raffiniert. Oder doof?

Geld regiert nun mal die Welt

Die Grenze zwischen Genie und Wahnsinn ist bekanntlich schmal. 168 Euro hat die Frau für den Hülsenfruchtaufkauf ausgegeben– nach eigenen Angaben das Dreifache des Flugpreises. Das beweist zweierlei: Zum einen, dass Fliegen offensichtlich immer noch zu billig ist. Zum anderen, dass sich mit Geld so manches Problem schnell aus der Welt schaffen lässt. Sie sind unzufrieden mit der Regierung? Dann kaufen Sie sie! Das nennt sich Lobbyismus. Sie sind nicht einverstanden mit den Regeln eines Sozialen Netzwerks? Kein Problem: Kaufen Sie es einfach! Und leiten Sie es fortan wie ein betrunkener wahnsinniger Wellensittich – oder wie Elon Musk.

Sie sind ein international erfolgreicher Popstar und möchten, dass Ihre Konzertbesucher noch ein bisschen länger bleiben können? Dann machen Sie es wie Beyonce und lassen Sie die U-Bahn in Washington einfach ein bisschen länger fahren. Das kostet Sie übrigens 100.000 Dollar.

Sie sind Spielwarenhersteller und nicht glücklich mit dem zweifelhaften Ruf Ihrer Produkte? Dann kaufen Sie sich einen Hollywood-Blockbuster, der die Kritik gleich fröhlich mit eingepreist, in homöopathischen und ironisch entschärften Dosen natürlich. Das hat die Firma Mattel getan. Barbie und Ken sind gerade dabei, alle Rekorde zu brechen. Und so schielt Mattel bereits auf den nächsten Irrsinns-Coup: Während ein "Monopoly"-Film von Ridley Scott bei Universal wieder eingestampft wurde, plant Mattel nun, das Kartenspiel UNO, auch bekannt als Mau-Mau für Doofe, auf die Leinwand zu bringen. Starbesetzung und üppiges Budget werden es vermutlich richten. Geld regiert nun mal die Welt. Wenn Ihnen diese Erkenntnis nicht behagt – dann kaufen Sie sich eine andere.


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