Bayern 2

     

0

50 Jahre Deutscher Lehrerverband Präsident Heinz-Peter Meidinger über Schule im Wandel

Vor 50 Jahren wurde der Deutsche Lehrerverband gegründet. Seitdem hat sich der Schulunterricht massiv verändert: Am Bildungssystem wurde viel geschraubt, doch auch das Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern ist ein anderes. Heinz-Peter Meidinger ist Gymnasial-Direktor in Deggendorf und Präsident des Deutschen Lehrerverbands. Er hat viele der Veränderungen selbst miterlebt.

Stand: 11.11.2019

Heinz-Peter Meidinger, Deutscher Lehrerverband
| Bild: picture alliance / Armin Weigel/dpa

radioWelt: "Schule im Wandel" lautet darum das Motto einer Fachtagung in Berlin, die heute beginnt. Die Tagung setzt 1969 an den Anfang. Ist das nur, weil das vor 50 Jahren war? Oder war das in Folge der 68er-Bewegung auch ein markantes Datum für den deutschen Schulunterricht?

Heinz-Peter Meidinger: Die Tagung in Berlin ist ja auch aus Anlass des 50jährigen Bestehens des Deutschen Lehrerverbands. Tatsächlich ist der Verband teilweise auch in der Gegenbewegung gegen die 68er gegründet worden. Insofern gibt es da einen Zusammenhang, weil doch damals vieles ins Rutschen geraten ist, teils mit Recht, teils auch mit Verlusten. Für das Aufbrechen der autoritären Lehrerrolle hat es sicher auch viel Berechtigung gegeben. Wir haben heute eher eine partnerschaftliche Beziehung zwischen Schülern und Lehrern und es gibt mehr Wertschätzung. Wir sehen, dass wir Schülerförderung ernst nehmen müssen.

Viele sagen: der Schulunterricht ist immer noch in sehr althergebrachten Formen verhaftet, Lehrer stehen noch immer frontal zur Klasse. Ist das so? Sollte das geändert werden?

Heinz-Peter Meidinger ist Präsident des Deutschen Lehrerverbands, der dieses Jahr sein 50-jähriges Bestehen feiert.

Frontalunterricht ist so eine Sache. Einerseits ist klar: man kann nicht mehr eine ganze Stunde vorn stehen und irgendwas erzählen. Wir brauchen Methodenvielfalt an den Schulen. Wir setzen verstärkt auf Schüler-Zentrierung, auf arbeitsteiligen Unterricht, auf Arbeitsgruppen. Umgekehrt hat sich die zentrale Rolle des Lehrers zur Wissensvermittlung bestätigt. Der lehrerzentrierte Unterricht hat ja doch auch, nach vielen Studien, die wir kennen, viel Erfolg. Schüler lernen mehr, wenn eine starke Strukturierung des Unterrichts da ist. Insofern ist die Lehrerrolle nach wie vor wichtig.

"Demokratisierung von Schule ist ein wichtiger Aspekt, der durch die 68er-Bewegung kam. Aber es gab auch andere Ideen, etwa die Schulaufgaben und das Gymnasium abzuschaffen. Das waren Dinge, mit denen der Deutsche Lehrerverband nicht einverstanden war."

Heinz-Peter Meidinger

Wie könnte Schulunterricht im Jahr 2069 aussehen?

Die Szenarien, die davon ausgehen, dass die Digitalisierung dazu führt, dass wir in 50 Jahren keine Lehrer mehr brauchen, weil das Künstliche Intelligenz und Computerprogramme übernehmen, dieses Szenario wird nicht eintreten. Aber mit Sicherheit wird Digitalisierung die Schule deutlich verändern, da bin ich mir ganz sicher. Von der Vernetzung her, von der Möglichkeit her, auf Informationsquellen zuzugreifen. Von dem her, dass natürlich auch schülereigenständiges Arbeiten besser möglich ist; also insofern wird es Veränderungen geben


0