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Steigerwald-Konflikt Naturschützer halten nichts von Weltnaturerbe-Plan

Anders als der BN-Vorsitzende Hubert Weiger halten die Befürworter eines Nationalparks Steigerwald aus der Region das Ziel einer Bewerbung von Teilen des Steigerwalds als UNESCO-Welterbe für aussichtslos. Die bayerische Staatsregierung favorisiert ein Weltnaturerbe-Gebiet anstelle eines Nationalparks.

Stand: 18.11.2014 | Archiv

Steigerwald | Bild: Bayerischer Rundfunk

Als einen großen Schritt nach vorne sieht der Bund Naturschutz (BN) in Bayern die Pläne, im Steigerwald ein UNESCO-Weltnaturerbe-Gebiet zu beantragen.

"Wir haben die Initiative Weltnaturerbe in Verbindung mit einem Nationalpark selbst vorgeschlagen."

Hubert Weiger Vorsitzende des Bundes Naturschutz in Bayern (BN)

Die Befürworter eines Nationalparks Steigerwald aus der Region halten eine Bewerbung von Teilen des nördlichen Steigerwalds als UNESCO-Welterbe dagegen für aussichtslos. Edo Günther, der Vorsitzende des Bund Naturschutz Kreisverband Schweinfurt, sagte am Dienstag (18.11.14) gegenüber dem Bayerischen Rundfunk, dass unter anderem das Bundesamt für Naturschutz oder das Bundesumweltministerium für die Aufnahme in eine Bewerberliste Schutzgebiete verlangen.

Da aber laut dem Schweinfurter Landrat Florian Töpper das vom Landratsamt Bamberg ausgewiesene rund 800 Hektar große Waldschutzgebiet im Ebracher Forst mit Hilfe der Bayerischen Staatskanzlei wieder aufgehoben werden soll, ist sich Günther sicher, dass die Bewerbung keinerlei Chance hätte.

"Dann ist der geschützte Landschaftsbestandteil aufgehoben, die Bayerische Staatsregierung kann sagen, wir haben alles versucht was in unserer Kraft steht und die Natur steht ohne da."

Edo Günther, Kreisvorsitzender des Bund Naturschutz im Landkreis Schweinfurt

Naturpark, Nationalpark, UNESCO-Weltnaturerbe

"Weltnaturerbe-Gebiete sind immer Kernzonen von Nationalparken. Somit macht das eine das andere nicht überflüssig. Wenn jetzt aus politischen Gründen erst mal ein Weltnaturerbe-Gebiet beantragt werden soll, dann ist das zumindest auch ein erster Schritt."

Hubert Weiger, Vorsitzender des Bundes Naturschutz Bayern

Der Vorsitzende der Nationalparkbefürworter vom Verein "Nationalpark Nordsteigerwald", Benedikt Schmitt, sagte gegenüber dem Bayerischen Rundfunk, dass der Steigerwald ohne einen Nationalpark niemals die Chance hätte, als UNESCO-Welterbe anerkannt zu werden.

"Man möchte Zeit gewinnen und die Menschen hinters Licht führen. Das ist unserer Meinung nach politisches Kalkül."

Benedikt Schmitt, Vorsitzender des Vereins »Nationalpark Nordsteigerwald«

Staatsregierung und Landratsämter wollen Welterbe-Gebiet

Im Steigerwald soll kein Nationalpark entstehen, sondern ein UNESCO Weltnaturerbe-Gebiet – so der Konsens eines Spitzengesprächs in München. Ministerpräsident Horst Seehofer hatte am Montagabend (17.11.14) zu einem Gespräch in die Staatskanzlei geladen. Gekommen waren unter anderem Umweltministerin Ulrike Scharf, Forstminister Helmut Brunner und die Landräte Florian Töpper (Schweinfurt), Wilhelm Schneider (Haßberge) und Johann Kalb (Bamberg).

Wie Florian Töpper dem Bayerischen Rundfunk sagte, soll eine Arbeitsgruppe aus Vertretern der beiden Ministerien und der drei Landratsämter bis Ende Januar 2015 die Grundlagen für die Bewerbung um ein UNESCO-Weltnaturerbe erarbeiten. Voraussetzung für diesen Schritt sei die Einigkeit zwischen den Beteiligten gewesen, dass es keinen Nationalpark im Steigerwald geben soll.

Nationalpark-Gegner begrüßen Kompromiss-Vorschlag

Die Nationalpark-Gegner finden den Vorschlag einer Bewerbung um ein UNESCO-Welterbe gut. Der Vorsitzende der Nationalpark-Gegner vom Verein "Unser Steigerwald", der ehemaligen Bürgermeister von Rauhenebrach, Oskar Eber, sieht dafür gute Chancen, auch wenn man komplett auf ein Schutzgebiet verzichten will. Er denkt sogar, dass nicht nur eine Anerkennung als Weltnatur- sondern oder auch als Weltkulturerbe möglich wäre, weil es sich um einen vom Menschen kultivierten Wald handelt.

Streit um Steigerwald

Umstrittenes Schutzgebiet mit 775 Hektar

Laut Töpper will Seehofer im Februar 2015 dafür sorgen, dass eine vom Bamberger Landratsamt erlassene Verordnung für ein umstrittenes 775 Hektar großes Waldschutzgebiet im Ebracher Forst zurückgenommen wird. Das Areal hatte der damalige Bamberger Landrat Günther Denzler kurz vor Ende seiner Amtszeit ausgewiesen. Wie das Bayerische Umweltministerium jedoch kürzlich mitteilte, könne eine Verordnung wie die bereits bestehende nur vom Landratsamt Bamberg oder einem Gericht aufgehoben werden.

Gegen das Schutzgebiet protestieren unter anderem die Stadt Gerolzhofen und die Gemeinde Dingolshausen (beide Lkr. Schweinfurt). Der Grund: Das Waldschutzgebiet grenzt auf einer Länge von sechs Kilometern an den Bürgerwald der beiden Kommunen. Die Bürgermeister befürchten, dass dadurch das Jagen beispielsweise von Wildschweinen im eigenen Forst schwierig wird. Zudem müssten für die eigene naturnahe Waldbewirtschaftung weite Umwege gefahren werden.

Nationalpark und Weltnaturerbe

In Deutschland bilden Nationalparke ein nationales Naturerbe ab und sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz einheitlich zu schützende Gebiete, die großräumig, weitgehend unzerschnitten und einzigartig sind. Außerdem muss ein Nationalpark die Voraussetzungen eines Naturschutzgebiets erfüllen und überwiegend vom Menschen unberührt oder nur wenig beeinflusst sein. Nationalparke sollen sich möglichst ungestört entwickeln können.

Das UNESCO-Welterbeübereinkommen stellt herausragende, einmalige Naturgüter unter weltweiten Schutz. Deutschland hat sich als Vertragsstaat verpflichtet, Naturgüter von herausragendem, universellen Wert zu erhalten. Als Unterzeichner hat Deutschland die Aufgabe, seine potenziellen Welterbestätten zu identifizieren.


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