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Studie Mehr Rassismus und Gewalt in sozialen Netzwerken

Rassismus, Hass und Gewalt gegen Minderheiten und Andersgläubige werden immer unverhohlener auf Internetplattformen propagiert. Zu diesem Ergebnis kommt die länderübergreifende Beratungsplattform jugendschutz.net im Bericht "Rechtsextremismus online 2013".

Stand: 12.08.2014 | Archiv

Jugendlicher vor Monitor | Bild: Montage: BR

"Während in den vergangenen Jahren subtile Propaganda vorherrschte, stoßen wir mittlerweile regelmäßig auf Darstellungen, in denen Juden, Muslime, Sinti und Roma oder Homosexuelle ohne Umschweife zu Menschen zweiter Klasse degradiert werden", erklärte in Berlin Stefan Glaser, stellvertretender Leiter von jugendschutz.net. Rassismus und Hass gegen Minderheiten und Andersgläubige würden immer unverhohlener auf Internetplattformen verbreitet.

Tumblr und VK in der Kritik

Insgesamt sind jugenschutz.net zufolge 5.500 Webangebote wie Seiten, Profile, Videos und Einzelkommentare untersucht worden, 70 Prozent davon im Social Web. Die Zahl der dokumentierten Jugendschutzverstöße stieg demnach im vergangenen Jahr mit 1.842 Fällen auf einen Höchststand (2012: 1.673). So kursieren seit 2013 etwa Videoclips, in denen Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung von Neonazis zusammengeschlagen und gefoltert werden. Diese Filme verbreiteten sich rasch und erzielten mitunter mehr als 100.000 Zugriffe.

Logo des Dienstes Tumblr

Vor allem das russische Netzwerk VK oder der US-Dienst Tumblr würden zu wenig unternehmen, um diese Inhalte von ihren Plattformen zu verbannen, betonte Glaser. Dabei gelte die Regel: "Je anstößiger, provokanter und poppiger ein Beitrag ist, desto eher verbreitet er sich schneeballartig und auch über rechtsextreme Kreise hinaus", heißt es in dem Bericht.

Internationale Strategie gefordert

Die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), die jugendschutz.net fördert und eine Online-Beratung gegen Rechtsextremismus ins Leben gerufen hat, plädiert für eine stärkere internationale Zusammenarbeit. "Das Gros der Inhalte wird über ausländische Dienste eingestellt", so bpb-Präsident Thomas Krüger, "daher müssen Strategien gegen Hass im Netz auch international ansetzen." Initiativen wie das International Network Against Cyber Hate böten hier einen guten Ansatzpunkt.

jugendschutz.net

Die länderübergreifende Stelle jugendschutz.net gibt es seit 1997. Sie sorgt unter anderem dafür, dass Anbieter problematische Inhalte rasch ändern oder löschen. Die Arbeit wurde in den vergangenen Jahren von der bpb finanziert. Seit 2013 fördert das Bundesfamilienministerium das Projekt.


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