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Fremdenfeindlichkeit Aus der Mitte der Gesellschaft

In Bayern nehmen fremdenfeindliche Tendenzen offenbar zu. Mehr als die Hälfte der Bürger lehnt Muslime ab. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität. Befragt wurden dafür mehr als 1.700 Haushalte im Freistaat.

Von: Alf Meier

Stand: 24.10.2016 | Archiv

Symbolbild Jugendgewalt - Vorschnellende Faust | Bild: picture-alliance/dpa

Keith kommt aus Uganda. Im Juni ist der junge Mann nach Deutschland geflüchtet, in Bayern wartet er nun auf das Ergebnis seines Asylverfahrens. Weil Keith homosexuell ist, musste er seine Heimat verlassen. In Uganda wird gleichgeschlechtliche Liebe hoch bestraft. Die Gesellschaft akzepiert Homosexualität nicht, Menschen werden deswegen umgebracht. In Bayern hat Keith viel Unterstützung bekommen, aber leider auch einige negative Erfahrungen gemacht.

"Ich wurde in einem Park von einen älteren Mann vom Fahrrad gestossen, im Zug von Jugendlichen angepöbelt. Leute haben an meinen Haaren gezogen, sie fanden das lustig. Es waren ganz normale Leute, sie sahen nicht aus wie Radikale."

Keith, Flüchtling aus Uganda

Ablehnung nimmt zu

Asylbewerber in der Erstaufnahmeeinrichtung in Roth

2015 ist die Zahl der Straftaten gegen Flüchtlinge deutlich angestiegen. Die Täter kommen immer öfter aus der sogenannten Mitte der Gesellschaft, gehören nicht unbedingt einschlägig bekannten rechtsextremen und neonazistischen Strukturen an. Zwar findet eine radikal feindliche Einstellung gegenüber Ausländern in Bayern keine Zustimmung. Die Ablehnung von Flüchtlingen, Muslimen oder Sinti und Roma ist jedoch einer Studie nach weit verbreitet.

Pressekonferenz zur Fremdenfeindlichkeit

Für die Studie des Instituts für Soziologie der Ludwigs-Maximilians-Universität München wurden im Frühjahr 2015 Menschen in 1.731 Haushalten befragt. Untersucht wurden der Antisemitismus, die Abwertung Homosexueller, Langzeitarbeitsloser, Ausländer und Muslime und die Einstellung gegenüber Flüchtlingen. Sie ist vor allem bei Menschen mit einem übersteigerten Nationalismus, wenig Vertrauen in den Staat oder geringer Bildung zu finden.

"Wir finden Ablehnung in vielen Bereichen.  Nur wenig Personen haben allerdings ein ganz extrem feindseliges Weltbild."

Christian Ganser vom Institut für Soziologie der Ludwigs-Maximilians-Universität München

Weitere Angebote müssen entwickelt werden

Teilnehmern des Projektes PIA (Pakt für Integration und Arbeit) für Flüchtlinge in einer Metallbau-Werkstatt in Miesbach

Gefördert wurde die Erhebung durch den DGB, den Bayerischen Jugendring (BJR), die evangelische und katholische Kirche, die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung sowie die Stadt München. Der Präsident des Bayerischen Jugendrings, Matthias Fack erklärte, die Erhebung spiegle "leider durchaus die Erfahrungen wider", die im bayernweit koordinierten Kampf gegen Rechtsextremismus und der Flüchtlingsarbeit gemacht würden. Die Angebote für mehr Respekt und Toleranz, gegen Diskriminierung und Angriffe auf die Demokratie müssten auf dieser wissenschaftlichen Basis weiterentwickelt werden. Wenn die Menschen nicht mehr den Eindruck hätten, dass es in Deutschland sozial gerecht zugehe, suchten sie sich Feindbilder, so lautet die Erklärung des bayerische DGB-Chefs Matthias Jena.

"Nötig ist mehr Bildung, auch für die Erwachsenen, und mehr soziale Gerechtigkeit."

Matthias Jena, DGB-Chef Bayern

Keith hat in Bayern Freunde und Unterstützer, deshalb glaubt er, trotz seiner Erlebnisse, hier ein besseres Leben führen zu können. Die Chancen auf einen positiven Asylbescheid sind angeblich nicht schlecht.


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