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Papst in Georgien und Aserbaidschan Franziskus mahnt zu Frieden und Versöhnung

Er war noch nicht in Paris, London oder Berlin – Papst Franziskus bleibt seinem Motto treu und fährt in die Peripherie: nach Georgien und Aserbaidschan. Seine 16. Auslandsreise steht ganz im Zeichen von Ökumene, Frieden und Brüderlichkeit. Von Elisabeth Möst

Von: Elisabeth Möst

Stand: 30.09.2016

Papst Franziskus: Willkommenszeremonie auf dem Flughafen Tbilisi in Georgien | Bild: Reuters (RNSP)

Die Pastoralreise nach Georgien und Aserbaidschan ist der zweite Teil der Kaukasus-Visite von Papst Franziskus. Im Juni hatte er bereits Armenien besucht, das mit seinem Nachbarland Aserbaidschan verfeindet ist.

Konflikt um Berg-Karabach

In der Kaukasus-Region brodelt ein Konflikt: Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion brachen 1991 gewaltsame Konflikte zwischen Aserbaidschan und Armenien aus. Die als autonomes Gebiet zu Aserbaidschan gehörende Provinz Berg-Karabach, in der vor allem Armenier lebten, rief ihre Unabhängigkeit aus. Die Folge war ein blutiger Kampf, in dessen Verlauf die aserbaidschanische Bevölkerung vollkommen aus Berg-Karabach vertrieben wurde. Bis heute ist dieser Teil des offiziellen Staatsgebietes von Aserbaidschan von Armeniern besetzt. Alle Vermittlungsversuche in den letzten 20 Jahren sind gescheitert. Darunter insgesamt vier Resolutionen des UN-Sicherheitsrates, der den Abzug der armenischen Besatzer gefordert hatte.

Für Frieden und Versöhnung

Es ist damit zu rechnen, dass Papst Franziskus die verfeindeten Parteien zur Versöhnung ermahnt. Den Aserbaidschan-Besuch hat der Vatikan mit dem Bibelzitat „Ihr alle aber seid Brüder“ aus dem Matthäusevangelium überschrieben. Außerdem will der Papst „zu Wegen der Hoffnung und des Friedens“ ermutigen. Das Bibelzitat zur Georgienreise lautet „Pax vobis“ — Der Friede sei mit euch.

In beiden Ländern trifft das Oberhaupt der Katholischen Kirche Staatsoberhäupter und Vertreter anderer Religionsgemeinschaften. In Baku, der Hauptstadt Aserbaidschans, steht in der Heydar-Aliyev-Moschee eine interreligiöse Begegnung mit dem Scheich der Muslime im Kaukasus auf dem Programm.

Einer der Höhepunkte ist die Heilige Messe, die Papst Franziskus am Sonntag in der Salesianerkirche von Baku feiern wird. Die Gemeinde ist die einzige katholische in Baku und zählt nur 300 Mitglieder – unter zwei Millionen Einwohnern. Während der Anteil der Katholiken im orthodox geprägten Georgien immerhin 2,5 Prozent beträgt, sind es in Aserbaidschan nur 0,01 Prozent.

Besuch von Johannes Paul II im Jahr 2002

Die katholische Minderheit in Aserbaidschan profitiert noch immer vom Besuch von Papst Johannes Paul II. in Baku im Jahr 2002. Pater Vladimir Fekete, Apostolischer Präfekt von Aserbaidschan, berichtet, dass dieser Besuch damals drei große Effekte hatte: Die Bevölkerung kann seither im staatlichen Fernsehen die Katholische Kirche kennenlernen. Durch den Besuch wurde die Katholische Kirche als eigene Kirche bestätigt, die traditionell zu Aserbaidschan gehört. Und Staatspräsident Hayar Alijew hat der Gemeinde ein Grundstück geschenkt, um ein neues Gotteshaus zu bauen. Die Kirche der „Unbefleckten Empfängnis der Heiligen Jungfrau Maria“ wurde 2007 geweiht. Hier feiert Papst Franziskus am Sonntag die Messe.

Das BR Fernsehen überträgt ab 8.25 Uhr und im Live-Stream in Internet unter br.de/nachrichten. Es kommentieren Monsignore Erwin Albrecht und Elisabeth Möst.

Salesianer Don Boscos

Die Salesianer Don Boscos sind eine Ordensgemeinschaft der römisch-katholischen Kirche. Sie sind weltweit aktiv, in 132 Ländern unterstützt die Ordensgemeinschaft arme und sozial benachteiligte Jugendliche, zum Beispiel Straßenkinder und Kindersoldaten, sie bekommen Schulunterricht, eine Berufsausbildung – egal, welchem Glauben oder welcher Nationalität sie angehören.

Die Gemeinschaft besteht seit 157 Jahren, in Deutschland seit 100 Jahren. Gegründet wurden die Salesianer von dem italienischen Priester Giovanni Bosco, kurz Don Bosco. Angefangen hat er mit 17 Mitarbeitern, heute gehören dem Orden 16.000 Mitglieder an, sie gehören mit den Jesuiten und den Franziskanern zu den drei größten Männerordensgemeinschaften. Seit 2000 sind drei Salesianer in Baku tätig, in einer „Mission Sui Iuris“ – das heißt: Sie sind direkt dem Papst unterstellt. Pater Vladimir Fekete ist Apostolischer Präfekt in Aserbaidschan.


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